Kinder nicht allein lassen
Eltern-LAN am Wochenende im Offenburger Schillergymnasium
Benjamin Götz ( links) und Tim Clemenz erklärten Eltern die Faszination hinter Videospielen
11. November 2014
© Ulrich Marx
Computer- und Videospiele sind für viele Kinder und Jugendliche heutzutage fester Bestandeil ihrer Freizeitbeschäftigung. Bei der Eltern-LAN erklären Medienpädagogen Eltern die Faszination hinter diesem Medium. Am Samstag gastierte die Veranstaltung im Schillergymnasium.
Bei einer LAN-Party treffen sich Computerspieler, vernetzen ihre PCs und spielen gemeinsam in virtuellen Welten. Dieses Erlebnis blieb den 15 Eltern am Samstagmittag bei der Eltern-LAN im Schillergymnasium vorenthalten – der Kurierdienst hatte die dafür nötigen Laptops nicht geliefert, bedauerte Lehrer Konrad Reinbold. Die beiden Medienpädagogen Benjamin Götz und Tim Clemenz, die für die Bundeszentrale für politische Bildung mit der Eltern-LAN Aufklärungsarbeit für Eltern rund ums Thema Computerspiele leisten, strickten die Veranstaltung daher etwas um. Sie gaben den Eltern vertiefte Einblicke in die Videospielewelt und praktische Tipps für den Umgang mit Videospielen und dem Nachwuchs.
Spielen und erleben
Kritisch sehen viele Eltern die Spielgattung Ego-Shooter, häufig als Ballerspiele bezeichnet. Einen direkten Zusammenhang zwischen Gewaltspielen und realer Gewalt gibt es laut Götz nachweislich nicht. Wie Medien auf Kinder und Jugendliche wirken, sei entscheidend von der persönlichen Situation abhängig. Es stimmt zwar, dass jugendliche Amokläufer Ego-Shooter gespielt haben, sagte er. Aber jeder von ihnen war auch Mobbing-Opfer. US-Studien hätten ergeben, dass Spiele keine langfristigen Auswirkungen hinterlassen. Und: Kriminelle Jugendliche spielen tendenziell weniger Videospiele, unterstrich Götz.
Diskussion zulassen
Eltern rät er, auf die Altersfreigabe der Spiele zu achten. Ein Spiel ab 18 gehört nicht in Kinderhände. Will der minderjährige Nachwuchs so ein Spiel jedoch unbedingt, ermutigt er zur Diskussion: Lassen Sie Ihr Kind begründen, warum es das Spiel haben will und stellen Sie Ihren Standpunkt klar. Ähnlich sollten Eltern auch bei der Spielzeitenregelung vorgehen. Götz empfiehlt ein Medienbudget: Wöchentlich steht dem Kind dann eine feste Anzahl an Stunden zur Verfügung, die es sich frei einteilen kann. Machen Eltern Ausnahmen, müssten sie diese begründen. Wichtig sei, Kinder nicht unerwartet aus einem Spiel einfach herauszureißen, sondern das Ende der Spielzeit anzukündigen. Eltern müssen für die Einhaltung der Regeln sorgen, betonte Götz. Ich weiß – das ist der härteste Job der Welt. Laut Tim Clemenz scheuen viele Eltern Videospiele. Sie fühlten sich von diesem Medium überfordert und wendeten sich ab. Wir dürfen Kinder mit Medien aber nicht alleine lassen, betonte er. Doch was macht Computer und Videospiele überhaupt so faszinierend? Benjamin Götz erklärte, dass Spiele typische Faktoren der Erlebnispädagogik bedienten. Videospiele sind interaktiv. Ich schaue nicht nur zu, meine Handlungen haben eine Wirkung, sagte er. Der Spieler könne das Geschehen aktiv beeinflussen. Ein gut gemeistertes Spiel erzeuge ein Erfolgserlebnis, während beim gemeinsamen Spielen mit anderen Menschen und durch die Thematisierung von Videospielen auf dem Schulhof soziale Erlebnisse bedient würden.