Unter der Konzertankündigung „Von Madrigal bis Musical“ stellte der Große Chor des Schiller-Gymnasiums mehr als fünfzehn weltliche Lieder des 17. und des 20. Jh.s vor. Die Freuden und Leiden des menschlichen Lebens, vor allem die der Liebe waren das Thema dieser Lieder, und Chorleiter Winfried Oelbe bemerkte gleich in seinen Anfangsworten, wie wenig sich im Laufe der Jahrhunderte geändert hat, was Menschen in ihrem Innersten beschäftigt.
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Der erste Teil des Konzerts bestand aus Kompositionen von Thomas Morley (1557-1603), Francis Pilkington (1562-1638), John Dowland (1563-1626) und John Benet (1575-1614), – keineswegs alles reine Chorsätze, sondern teilweise für Solisten und Chor oder für einen Solo-Sänger mit Klavierbegleitung. Aus den Reihen der Chorsänger traten als Solisten auf Sonja Armbruster (Sopran), Amelie Oertel (Alt), David Kiefer (Tenor) und Jonas Eckenfels (Bass), letzterer zweimal allein als Solist mit Winfried Oelbe am Klavier. Auch wenn dieses Repertoire in die Kategorie „Alte Musik“ fällt, so war die Darbietung und Interpretation niemals „alt“. Die jugendlichen Sänger verliehen den Stücken des 17. Jh.s eine Lebendigkeit und Authentizität, die deutlich machte, wie zeitlos diese Musik und ihre Themen sind.
Vor den Chorsätzen des 20. Jh.s kam ein Stück, das eine Sonderstellung in Programm innehatte: „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, das bekannte Lied nach Worten von Dietrich Bonhoeffer. Damit gedachten der Chor und das Publikum der Schülerin und Chorsängerin Sophia Düker, die vor einem Jahr bei einem Verkehrsunfall ihrer Familie ums Leben kam.
Mit teils sehr bekannten Songs von George Gershwin, Leonard Bernstein, den Beatles und anderen Komponisten des 20. Jh.s ging das Konzert weiter. Mal wurden diese Stücke verträumt und zart vorgetragen, mal heiter, verschmitzt und mit viel Schalk. Das traf in besonderer Weise auf die Nummer der Schwestern Speck zu, die den Song „Poisoning Pigeons in the Park“ vortrugen. Die erklärenden Worte am Anfang über Ironie und Witz waren eigentlich nicht nötig, dies wurde durch den fast schon schauspielerischen Vortrag von Alina Speck mehr als deutlich. Auch bei diesen modernen Stücken traten Solisten auf, neben den bereits genannten auch Lilly Schunk (Sopran) sowie Ronja Hertfelder, Lily Allgeyer und David Kiefer am Klavier.
Bei allen Liedern – alt wie neu – stand die Sing- und Spielfreude den jungen Musikern ins Gesicht geschrieben. Ihnen ist es zu danken, dass an diesem Sonntagnachmittag so ein heiteres und buntes Programm entstand. Das Konzert gab natürlich auch Einblick in die Chorarbeit von Winfried Oelbe. Er hat seit vielen Jahren den Großen Chor des Schiller-Gymnasiums betreut, die meisten Schüler haben seit langem bei ihm Unterricht und sind durch seine musikpädagogische Arbeit zu erfahrenen Sängern geworden. Intensive Probephasen an der Jugendmusikakademie in Ochsenhausen und die Partnerschaft mit der Thelma Yellin High School of the Arts in Tel-Aviv haben den Chor zu einer Einheit zusammenwachsen lassen, die auf hohem Niveau gemeinsam singt. Die Schüler wissen, was sie ihrem Lehrer verdanken – dies wurde deutlich in den Dankes- und Abschiedsworten von 20 Abiturienten, für die es das letzte Konzert mit dem Großen Chor des Schiller-Gymnasiums war. Das Publikum ließ den Chor nicht einfach so ziehen: drei Zugaben wurden ihm abverlangt, bis Sänger und Zuhörer in den sonnigen Sonntagnachmittag hinausgingen.