Großes Chor und Orchester des Schiller-Gymnasiums musizieren in der Altenheimer Friedenskirche / Abschied von Cellist Johannes Fünfgeld.

Neuried-Altenheim. Es muss nicht immer »same procedure as every year« sein, nicht immer dieselben Aufführungsorte, ähnliche Werke, derselbe Programmverlauf. Wagt man mal etwas anderes, ergeben sich oft wunderbare Aufwachmomente, Verstand und Sinne werden erfrischt. Intensität und Professionalität der Musizierenden, die durch solche Wagnisse ebenfalls befördert werden, können dann mit dem inspirierenden Raum zu einem Ganzen verschmelzen, und der Zuhörer geht danach beschenkt nach Hause. Das zeigte sich beim Sommerkonzert des Musikzugs am Schillergymnasium am Freitag in der Friedenskirche in Altenheim.

Die Friedenskirche verfügt über eine gute Akustik und über eine erst zehn Jahre alte, hervorragende Göckel-Orgel, an der sich passionierte Organisten gerne erproben. Regelmäßig veranstaltet der Arbeitskreis »Kultur in der Kirche« dort Konzerte, um jungen Talenten eine Auftrittsmöglichkeit zu bieten, so Vorstandsvorsitzender Helge Wirth in der Begrüßungsansprache.

Das gut einstündige Konzertprogramm, gemeinsam entwickelt von Musiklehrer Winfried Oelbe und seinen Kolleginnen Barbara Lutz und Daniela von Zastrow, wagte sich an Neues: »Kol Nidrei«-Adagio für Violoncello und Orchester Op. 47 von Max Bruch war selbst ausgewiesenen Musikfreunden nicht bekannt und bezauberte vom ersten Ton an. Für den Abiturienten Johannes Fünfgeld sollte es der musikalische Abschied von seiner Schulzeit am Schiller-Gymnasium sein, und wer ihn erlebte, war beeindruckt von der Reife, Ernsthaftigkeit und Selbstvergessenheit seines Musizierens.

Das Große Orchester mit 22 Streichern, sieben Bläsern, Schlagwerk und Piano schuf einen kraftvollen Gegenspieler des Soloinstruments. Abiturient Jonas Eckenfels führte locker zum zweiten Teil des Konzerts über, während sich der Große Chor aufstellte. Er versprach, dass John Rutters »Magnificat«, obwohl 1990 komponiert, nicht mit schrägen Tönen die Zuhörer aus der Kirche treiben werde, sondern modern, aber wohlklingend sei, für manche, je nach Geschmack, »am Rande des Kitschs«. Rutter wollte jedenfalls anlässlich eines großen Chorfestivals in den USA ein quicklebendiges, pralles Werk schaffen und wählte als Folie dafür den Lobpreisgesang der Maria – das »Magnificat«. Lateinamerikanische Tanzrhythmen, eine kräftige Orgel , exotische Marimbaphonklänge, erdiges Schlagwerk, ein gemischter Chor mit 80 Stimmen sowie die tragfähige Sopranstimme von Veronika Lutz vermittelten Lebensfreude, Dankbarkeit fürs Dasein, manchmal überschwänglich, dann, vor allem im zweiten Teil verinnerlichth. Eine vor Freude und Überschwang tanzende und hüpfende Schwangere, die aber auch von Nachdenklichkeit gepackt wird, wenn sie daran denkt, wie sich ihr Leben verändern wird – eine menschliche, greifbare Maria war das, und gewiss kein »Kitsch«.
Das Publikum war begeistert und bekam als Zugabe noch einmal das »Gloria patri«- ein wunderbarer Abschluss!