Am Abend vor Christi Himmelfahrt geben sich am Schiller traditionell die Bigbands des legendären Schiller-Musikzugs die Ehre. Seit dem Abgang des langjährigen Orchesterleiters Jens Weber betreuen nun Melanie Mattinger (Kleine Bigband) und Barbara Lutz (Große Bigband) die talentierten Jungmusiker.

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Trotz widriger Umstände, die durch einen krankheitsbedingten Ausfall eines Perkussionisten (spontan ist Moritz Litterst aus der Großen Big-Band eingesprungen) eintraten, gelang es der Musik- und Spanischlehrerin Melanie Mattinger mit Konzentration und Unaufgeregtheit ihren musikalischen Dampfer auf Kurs zu halten und das Publikum mit rhythmisch anspruchsvollen Latin-Standards, wie etwa „Besame Mucho“ auf das Beste zu unterhalten.

Die beeindruckende Sicherheit, mit der auch schwierige Partien von den hervorragend einstudierten Nachwuchsmusikern gemeistert wurden, und die starken Ausrufezeichen, die von Solisten wie Emily Baumann und Pascal Alleman (Saxophon) oder Justus Kretschmer (Trompete) gesetzt wurden, untermauerten, dass die Bezeichnung „Kleine Bigband“ eigentlich verworfen werden müsste, wie Schulleiter Manfred Keller in seiner Abschlussnote später hervorhob.

Barbara Lutz wagte mit der Großen Bigband den Rundumschlag:

Mit „Hits aus sechs Jahrzehnten“ sollte der Verlauf des weiteren Abends fortgeführt werden, ein kluger Schachzug, wie sich später herausstellte.

Das Nebeneinander von Pharell Williams spektakulärem Welterfolg „Happy“ aus dem Jahr 2013 und alten Gassenhauern wie „Singing in the Rain“ aus den späten 20ern funktionierte reibungslos, weil jeder Zuschauer, entsprechend seiner Generation, sich mit den jeweiligen Hits identifizieren konnte: Die älteren Semester fanden Anknüpfungspunkte zu „Fly me to the moon“ von Bart Howard, die Mid-Agers verbanden wehmütige Erinnerungen zu „September“ von „Earth, wind and fire“ während die Jüngeren mit Lou Begas Mambo No. 5 bedient wurden.

Das bestens präparierte und gut gelaunte Orchester vermochte dabei den so unterschiedlichen stilistischen Richtungen den typischen Bigband-Sound einzuhauchen, der das Publikum zunehmend begeisterte.

In jedem Stück stellten Solisten wie Lily Allgeyer am Piano oder Jan Sander (Trompete, auch in den hohen Lagen ohne Fehl und Tadel) ihre Spielfreude unter Beweis.

Der Abend zeigte nachdrücklich: Die Wachablösung in der Großen Bigband gelang problemlos.

Barbara Lutz wurde seit Beginn Ihrer Arbeit im Herbst 2015 nach eigenem Bekunden sehr herzlich aufgenommen und die 17 Bandmitglieder waren bei ihren Proben am späten Freitagmittag stets mit „Engagement und Spaß“ beim Musizieren dabei, was sich im Konzert, für jedermann wahrnehmbar, weiter fortsetzte.

Die Lehrerin für die Fächer Musik und Gemeinschaftskunde , die auch moderierend durch den Abend führte, zeigte auf der Bühne viel Präsenz und stellte richtiggehende Entertainerqualitäten unter Beweis. Bei der Zugabe hielt es einige nicht mehr auf ihren Plätzen. „Party Rock Anthem“, ein eher unmaßgeblicher Charterfolg aus dem Jahre 2011, erschien im Gewand des Jazz’ musikalisch viel ausgereifter als das Original und trug dazu bei, den Schillersaal regelrecht „zu rocken“. 

Der eindrucksvolle Beifall zeigte, wie sehr das Debut der beiden Junglehrerinnen das Publikum zu überzeugen vermochte.

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(Artikel von Christoph Keppler, Fotos von Birgit Seitz)