Es ist heiß am Freitagabend im Schillersaal, als das Partnerschaftskonzert des Schiller-Gymnasiums mit dem Bundesgymnasium aus der österreichischen Partnerstadt Weiz stattfindet – ungefähr so wie in der Prärie, wo das Kindermusical „Wakatanka“ spielt, das den zweiten Teil des Abends füllt.

Jenseits aller Indianerromantik geht es darin um ein ernstes Problem: Die Indianer vom Stamm der Wakatanka finden keine Büffel mehr, wenn sie auf die Jagd gehen, was ihnen die ganze Lebensgrundlage entzieht. Christian Kunkels Stück schafft es trotz des bitteren Hintergrundes durch eingängige Rhythmen (alles beginnt mit beeindruckend lautem Trommeln) und hübsche Melodien das Thema kindgerecht zu verpacken. Die Kinder des Schiller-Unterstufenchores haben trotz schweißtreibender Temperaturen Spaß am Musizieren und singen ihre Soli souverän zu den Klängen des Sinfonischen Blasorchesters (Leitung beider Ensembles: Barbara Lutz) – ob es der „Kleine Bär“ (Helene Freist) ist, der am liebsten sofort erwachsen werden will, um sich endlich um die Probleme des Stammes kümmern zu können und den verzagten Erwachsenen zu helfen, oder „Wendelin Blasebalg“ (Ida Hillenbrand), der den Kindern hilft, die Büffelherden wieder zu finden. Davor aber müssen die Wakatanka-Kinder einige Abenteuer bestehen und sich, unter anderem, mit dem eingebildeten Cowboy „Billy the Best“ (Publikumsliebling Ole Fleck) herumschlagen, der gar nicht daran denkt, ihnen zu helfen. Erst mit dem Cowboyjungen Tobi (Lars Zippenfenig) und seinem Pferd Hottehü „das hinkt und stinkt“, das er aber trotzdem liebt, betritt ein mitleidiges Bleichgesicht die Szenerie, hilft, den Wind zu rufen und so die Rettung herbeizuführen.

Der Kontrast zwischen der Wildwest-Thematik des zweiten Programmblocks und den Weizer Beiträgen direkt vor der Pause hätte kaum größer sein können – unter großem Applaus des Offenburger Publikums zeigten acht fesche Weizer Jungs in Lederhosen, dass sie dem alpenländischen „Schuhplattler“ durchaus etwas abgewinnen können. Musikalisch begleitet wurden sie dabei von ihrer Mitschülerin Johanna Derler an der Harmonika. Schon zuvor hatten die Weizer die Badener mit im Schillersaal ungewohnten Klängen und Ansichten entzückt: Drei Volkstänze aus Österreich drehten, hüpften und stampften acht Tanzpaare (alle Schülerinnen und Schüler des Bundesgymnasiums) in der Begleitung von Thomas Mosbacher (Harmonika), Laura Coman (Violine) und Helmut Teufelberger (Kontrabass) auf die Bühne – das hätte eigentlich auch ein Beitrag zum zeitgleich in Offenburg stattfinden Dance World Cup sein können.

Das begeisterte Publikum folgte dem abwechslungsreichen Programm musikalisch mehrmals über den Atlantik und wieder zurück, denn vor den Beiträgen aus der Steiermark war schon einmal Musik aus dem fernen Amerika erklungen: Das Sinfonische Blasorchester des Schiller brachte ein „Disney Film Favorites“-Medley zu Gehör und bewies bei den vielen Melodie- und Rhythmus-Wechseln Flexibilität und Musikalität. Davor wiederum hatte der Chor des Weizer Gymnasiums unter der Leitung von Renate Teufelberger, die den Austausch zusammen mit ihrer deutschen Kollegin Barbara Lutz organisiert hatte, das Offenburger Publikum mit der Glücks-Hymne von Pharrell Williams „Happy“ gemacht, aber unter anderem auch das bekannte „Vois sur ton chemin“ intoniert (Klavierbegleitung: Andreas Derler), alles sehr konzentriert, auswendig und mehrstimmig gesungen – reizend.

Das klug gewählte allererste Lied des Abends, ebenfalls von den Weizern dargeboten, hieß „Music has brought us together“ – und das war gleichzeitig so etwas wie das Motto der Begegnung, denn seit bereits 44 Jahren pflegen das Schiller- und das Bundesgymnasium nun eine Partnerschaft, die von den Musikfachschaften beider Schulen getragen wird und zu zahlreichen Begegnungen junger Österreicher und Deutscher geführt hat. Dieses Jahr waren Schüler und Lehrer aus Weiz drei Tage privat untergebracht und verabschiedeten sich bei der Abfahrt am Samstagmorgen nur ungern voneinander. Ein Gegenbesuch ist in Planung.

(Birgit Seitz)