Im vollbesetzten Schillersaal gab es am 20.6. einiges zu feiern –  40 Jahre Musikzug , den Abschied von 17 Abiturientinnen und Abiturienten und einen neuen Stern am Musikhimmel: das Sinfonische Blasorchester. Das dritte und vorletzte Konzert zur Feier dieses Jubiläums hatte die Liebesliederwalzer von Johannes Brahms und sinfonische Musik für Bläserensemble auf dem Programmzettel.

Chorleiter Winfried Oelbe bereitete in seiner Begrüßung  schon mal auf starke Kontraste in der  Programmgestaltung vor und wies auch darauf hin, dass die Texte zu den „Liebesliederwalzern“ von Johannes Brahms, op.52, „sehr weit weg“ seien von unserer Zeit. Immerhin behandeln sie aber überzeitliche Themen, nämlich verschiedene Stimmungslagen im Umfeld der Liebe, wie Anziehung, Ablehnung, Abhängigkeit, Sehnsucht, Rausch, Eifersucht, Misstrauen. Johannes Brahms vertonte Gedichte von Georg Friedrich Daumer, denen Volksdichtung aus dem russischen, polnischen und ungarischen Raum zugrunde lag und die zwar sehr stimmungsvoll, aber literarisch nicht besonders  überzeugend sind. Umso faszinierender, wie jeder dieser Texte durch Brahms` geniale Vertonung einen eigenen kleinen  Seelenraum eröffnet und sich zu einem Kosmos der Liebesgefühle zusammenschließt. Der Große Chor unter Winfried Oelbe, vierhändig abwechselnd  begleitet am Klavier von Pascal Alleman, Janine Hermann, Gerda Schmitt, Amelie Schunk, Katharina Steinhausen, Simon Steinhausen, Elisabeth Wolf und Joel Wörner, ließ sich in diesen Kosmos hineinfallen und verwandelte sich von Lied zu Lied in etwas anderes. Mal in ein schüchternes Mädchen, dann in einen rauschenden Bergbach, eine stille Quelle, einen kleinen Vogel oder einen stürmischen jungen Mann, der seine behütete Liebste erobern will. Dabei fehlte es  – typisch Romantik – natürlich nicht an Humor und leiser Ironie, etwa beim Lied Nr. 3 „O die Frauen!“. Brahms, der ursprünglich keine chorische Version wollte, sondern nur Solostimmen vorsah, wäre spätestens jetzt überzeugt worden, dass diese Variante doch sehr schön ist! Eine Solopartie für Sopran, gesungen von der vielversprechenden Julia Kirn, und mehrere Duette (Tenor: Yannick Schwencke und Bass: Simon Steinhausen)  rundeten das Ganze ab.

Im zweiten Teil des Programms  präsentierte sich das Sinfonische Blasorchester unter Barbara Lutz als gewaltiger Klangkörper mit vielen Muszierenden ganz unterschiedlicher Altersgruppen. Für dieses Orchester hätte die Royal Albert Hall besser gepasst als der Schillersaal ! Manch Geschwisterchen hielt sich zeitweise die Ohren zu, machte sie dann aber schnell wieder auf, wenn etwa beim Filmmusik-Medley die gänsehautverdächtige Star-Wars-Melodie erklang oder Melodien aus dem „König der Löwen“ den Saal verzauberten. Ja, man fühlte durchaus „the love tonight“, z.B. die Liebe zum Musizieren, zum Grooven, zum Kontrast zwischen Sternenklängen und  full sound. Begeisterter Beifall belohnte die Musiker, es gab Blumen und Geschenke zum Abschied von Lehrer- und Schülerseite, und Simon Steinhausen bedankte sich bei Winfried Oelbe „für 8 Jahre hochwertigen, qualifizierten Unterricht“. Schulleiter  Manfred Keller versüßte den Lehrern den Abschied von ihren langjährigen Musikzüglern mit einem schönen Blumenstrauß.

Susanne Kerkovius