Was kann uns die Schule geben für den Wanderweg durchs  Leben? 7a und b und ihre musikalische Begegnung mit dem jungen Friedrich Schiller

Karl ist elf und freut sich auf die Sommerferien, aber sein Schuljahr war nicht sehr erfolgreich, obwohl die Eltern ihn doch so gern aufs Gymnasium schicken wollen. Jetzt soll er, statt die Ferien in Freiheit zu genießen, einen Holiday-Power-Kurs absolvieren – kein Wunder, dass er schlechte Laune hat.

Sogar noch im Wald lässt ihm sein Handy keine Ruhe. An die Zukunft soll er denken, sich anstrengen, nicht nachlassen, seinen Marktwert steigern! Während er noch mit seinem Schicksal hadert, hat er eine Begegnung der besonderen Art- er kracht unvermittelt in einen anderen Jungen hinein, vor ihm steht mit Lockenperücke, Kniehosen und weißen Strümpfen der gleichaltrige Friedrich Schiller. 2019 und 1773 begegnen sich also ziemlich schmerzhaft. Fritz und Karl haben es nicht leicht im Leben, das erfahren sie voneinander im Laufe des Stückes, des 2016 von Basti Bund und Michael Sommer verfassten Singspiels „Und nachts die Freiheit“.

Die Klassen 7b und a (Musikzug) des Schiller-Gymnasiums mit ihren Musiklehrern Hanna Schmal und Winfried Oelbe brachten es am 26.2. abends zur Aufführung  

Das Stück ist ideal für eine Klasse mit vielen Instrumentalisten, denn die Spielszenen sind verbunden durch Instrumentalstücke für Flöten, Violinen, Hörner, Cello, in denen es Gelegenheit für Solo- und Gruppenauftritte gibt. Man hört flotte Walzermelodien, melancholische Innenschau, kernige Marschmusik. Der Chor seinerseits übermittelt Stimmungen und Botschaften, bereitet die Spielszenen vor und kommentiert sie.

Da Karl (Nikita  Merlin) nun einmal in der Welt von Fritz (Benjamin Fünfgeld) gelandet ist, schmuggelt ihn dieser in seine Schule, die Militärakademie des  Herzogs Carl August von Württemberg, in der der  Herrscher sich aus den begabtesten Jungen seines Landes  mit Drill und Strenge seine Elite heranzüchten will. Karl erfährt, was es heißt, ohne die Eltern, bei schmaler Kost, wenig Freizeit und totaler Überwachung pauken zu müssen. Trotzdem sucht Fritz sich seine Freiräume und lässt sich nicht brechen. Nachts und im Krankenbett schreibt er an seinen   Texten (sein Jugendwerk „Die Räuber“ geistert schon durch seinen Kopf), seine Freunde Scharffenstein (Anna Rummel) und Zumsteeg (Leila Röderer) schreiben und komponieren.  Halt finden sie in der Freundschaft zueinander. „Gebt uns Bücher und wir leben unseren Traum“, so singt der Chor sein Loblied auf wahre Bildung, während die Lehrer an der Carlsschule Schläge austeilen und automatenhaftes Aufsagen einfordern. Der Herzog (Deutschlehrer Patrick Hillenbrand-Detzer) und seine Mätresse Franziska von Hohenheim (Deutschlehrerin Verena Huber) besuchen den Unterricht und Fritz rettet kameradschaftlich die Situation für den überforderten Karl und wird vom Chor gelobt, denn er hat keine „Gitterstäbe vor der Seele“.

Am Ende findet Karl zurück in sein  Leben und hat gelernt, dass Freundschaft, gemeinsames Tun, Musik und Theater  „das Wir und die Seele zum  Leuchten bringen“- eine wunderbare, stark machende  Botschaft für Kinder und Jugendliche, die Lust macht auf  Experimente, aus der  Reihe tanzen, Freiheit wagen. Zum Abschied schenken sich die beiden Jungen jeweils einen Zettel mit einer Botschaft. Karl liest:“Die schönsten Träume von Freiheit werden im Kerker geträumt“. 

Ein kurzweiliges Singspiel mit viel schöner Musik und einer wichtigen Botschaft und eine tolle Leistung der Klassen 7a und b.

Susanne Kerkovius