Der Thelma Yellin Chor

unsere musikalische Verbindung nach Israel

Konzertreise nach Israel (1.-8.4.2014)

England, China, USA, französische Schweiz, Österreich, Polen – das Schillergymnasium Offenburg ist bekannt für die zahlreichen Schüleraustausche, die es seinen Schülern über die Jahre hinweg ermöglicht. Ein ganz besonders musikalischer Austausch findet mit der Thelma Yellin High School in Tel Aviv, Israel statt. Abwechselnd besuchen sich die Chöre der Schulen, dieses Jahr waren die Deutschen an der Reihe. Eine Woche lang reiste der rund 60-köpfige Chor durch das heilige Land.

Ein hochmoderner Flughafen, in dessen Eingangshalle eine unglaubliche Vielfalt von Menschen zu entdecken war, begrüßte am 1. April die Gruppe des Schillergymnasiums in Israel. Dieser erste Eindruck von Menschen, die kontrastreicher nicht sein könnten, katapultierte uns direkt in das Flair der Stadt Tel Aviv. Hier waren wir für eine Woche bei Familien der Thelma Yellin High School untergebracht. Eine Metropole mit modernsten Hochhäusern neben heruntergekommenen Hütten, streng gläubigen Herren und leicht bekleideten jungen Damen, großer Hilfsbereitschaft und ständiger Hektik – die Vielseitigkeit faszinierte uns schnell. Fast schon erschlagen von so vielen neuen Eindrücken waren wir dank der Musik doch nicht ganz orientierungslos. Schon die erste Probe mit dem Chor der Thelma Yellin Schule versprach eine tolle musikalische Zusammenarbeit. Ob auf Englisch, Hebräisch oder Deutsch: Dass jeder die Sprache der Musik versteht, wurde nach nur wenigen Minuten gemeinsamen Singens deutlich. Neben zwei gemeinsamen Stücken präsentierte sich der Chor des Schillergymnasiums mit Händels Oh Praise the Lord, begleitet von einem Kammerorchester der israelischen Partnerschule.

Wir lernten die Israelis als sehr offene und herzliche Menschen kennen, die eine besondere Vorliebe für Telefonate und gutes Essen haben. Der Tag beginnt und endet mit mehreren Handygesprächen und Falafel in Pita gibt es an jeder Straßenecke. Aber die Menschen, die wir kennen lernten, hatten nicht nur ständig gute Laune. Auch ernste Gespräche, beispielsweise über die Militärpflicht in Israel, wurden geführt und wir bekamen ganz neue Einblicke in die Welt der Jugendlichen, die zwei oder drei Jahre beim Militär vor sich haben und sich oft sehr darauf freuen. Viele Vorurteile wurden durch solche oder ähnliche Gespräche aufgehoben.

Auf einem Ausflug in den Norden des Landes wurden uns viele religiöse Stätten wie die Brotvermehrungskirche und der See Genezareth gezeigt. Die schlicht gehaltenen Kirchen und Vorplätze mit Besuchern aus aller Welt strahlten eine Ruhe aus, die wir in Tel Aviv selten entdeckt hatten. Auf unserer Tour kamen wir auch in die historische Stadt Akko. Hier überraschten unsere Gruppe die vielen Straßenkatzen, die auf der Suche nach Essensresten durch die gepflasterten Gassen huschten. Auch Pferde kamen uns unerwarteter Weise um die Straßenecke entgegen.

Zurück in Tel Aviv wünschte sich der ein oder andere beim Schulbesuch der Jazz- und Theaterabteilung auch einen ganzen Wochentag für das künstlerische Profil, wie er an der Thelma Yellin Schule im Stundenplan verankert ist. Der Ehrgeiz, der Zusammenhalt und die Begeisterung der Schüler für das jeweilige Fach waren überwältigend. So fremd und gleichzeitig beeindruckend war die Atmosphäre während des letzten Orchesterkonzerts der Thelma Yellin High School. Hier wurde jeder Solist mit einem tosenden Applaus empfangen und nach getaner Arbeit vom Publikum gefeiert, wie es in Deutschlands Schulen nur selten passiert.

Das erste gemeinsame Konzert im Konservatorium in Tel Aviv war geprägt von dem ansteckenden Ehrgeiz der israelischen Musiker. Zusammen mit dem Chor und Orchester der High School legte der deutsche Chor einen sehr souveränen Auftritt hin. Auch unsere Solisten Lena Amberger, Marie-Claire Hoferer und Jonas Eckenfels wurden so herzlich beklatscht wie die Schüler aus den eigenen Reihen.

Auf eine andere Art und Weise emotional war der Besuch des Holocaust Museums Yad Vasehm bei Jerusalem. Hier wurde uns die Geschichte der Juden während des Nationalsozialismus in Deutschland aus einer neuen Sichtweise nahegebracht. Neben der großen Ausstellung mit vielen Bildern, Videos und Tafeln besichtigten wir auch die Denkmäler im Außenbereich. Besonders beeindruckend war ein dunkler Raum, in dem fünf Teelichter durch viele Spiegel wie ein Kerzenmeer wirkten. Bei unserem anschließenden Besuch in Jerusalem wurde uns noch einmal eine ganz andere Seite Israels gezeigt. Sobald man aus der Erlöserkirche trat, befand man sich auf einem farbenfrohen, lebhaften Basar in den verwinkelten Gassen Jerusalems. Hier, mitten in der Stadt, durften wir unser Abschlusskonzert geben. Dieses wurde stets begleitet durch den Muezzin einer nahegelegenen Moschee.

Erschöpft vom straffen Programm verließen wir am Tag darauf Israel. Trotz aller Anstrengung können wir auf eine ereignisreiche, warme, sonnige und besonders musikalische Woche zurückblicken. Dass vor allem die musikalische Inspiration dieser Reise noch lange anhalten wird, war uns allen spätestens nach dem angestimmten Kanon beim Landeflug in Zürich klar.

Felicitas Eckert

Der Schillerchor beim spontanen Singen in der Brotvermehrungskirche in Tabgha (Foto: Naomi Ehrlich)

Israel-Konzert (4.5.2014) im Schillersaal

Prägende Erinnerungen – einprägsame Musik: das Israel-Konzert des Schiller-Gymnasiums

Chormusik von Georg Friedrich Händel, Felix Mendelssohn Bartholdy sowie Lieder aus Israel und Südafrika standen auf dem Programm des „Israel-Konzerts“, das der Große Chor des Schiller-Gymnasiums am Sonntagnachmittag (4. Mai) im vollbesetzten Schillersaal gab.

Einerseits war dies ein Rückblick auf die Israel-Reise des Chors Anfang April 2014, wo ein Großteil der Stücke aufgeführt worden war, andererseits war der Auftritt auch eine musikalische Widmung an die verunglückte Familie Düker, deren ältere Töchter begeistert an der Israelfahrt teilgenommen hatten. Deshalb begann das Konzert mit einer Gedenkminute für die Familie.

In der Atmosphäre der Trauer stimmte der Chor dann verhalten und weich Felix Mendelssohn-Bartholdys Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“ an, souverän begleitet von Johannes Fünfgeld am Violoncello und Ksenia Cherkashina am Klavier.

Nach dieser besinnlichen Einstimmung folgte als Hauptwerk des Nachmittags „O Praise the Lord With One Consent“ von Georg Friedrich Händel in einer muntereren Gangart. Diese Komposition von 1717 besteht aus drei Chorsätzen und drei Arien, die abwechselnd vorgetragen wurden. Eine fünfköpfige Instrumentalgruppe – Raphael Höll, Ann-Sophie Wienke (Violinen), Johannes Fünfgeld (Violoncello) Simon Doll (Oboe) und Klara Zimper (Fagott) – leitete in frischem Tempo den ersten Chorsatz ein. Der Chor setzte präzise ein und war so klangvoll, dass die Zuschauer nicht umhin konnten, sofort ausgiebig Beifall zu spenden. Die Solisten waren Marie-Claire Hoferer mit erstaunlich reifem Sopran, Jonas Eckenfels – rhythmisch mit vollem Bass – und Lena Amberger, die ihren Sopranpart klar und geradlinig sang. Begleitet wurden die Solisten zusätzlich von David Kiefer und Noah Roloff an der Orgel.

Der zweite Teil des Konzerts war eine Referenz an den Israel-Austausch und den Besuch eines südafrikanischen Chores im November. Die Bandbreite des Dargebotenen reichte von sehnsuchtsvollen israelischen Liedern bis zu afrikanischen Gesängen, bei denen der Chor auch körperlich in Bewegung geriet und die Anspannung sich sichtlich auflöste. Jenne Hilberts (Bariton) und David Kiefer (Tenor) übernahmen die Soloparts, Julian Braun begleitete mit Rhythmusinstrumenten.

Am Ende des etwa einstündigen Konzerts gab es noch einmal lang anhaltenden Beifall für alle Beteiligten, besonders auch für Chorleiter Winfried Oelbe, dessen Engagement dies alles möglich gemacht hat. Nach einer Wiederholung des schmissigen „Hosanna Nkosi Phezulu“ als Zugabe endete die Veranstaltung mit einer kurzen Foto-Rückschau auf die Chorfahrt nach Israel.

Marese Eickeler