Die DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier besuchte das Schiller-Gymnasium

Am 16. Mai war durch die Vermittlung der Konrad-Adenauer-Stiftung Südbaden die DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier als Zeitzeugin am Schiller-Gymnasium Offenburg zu Gast, um drei Geschichtskursen der 12. Klasse eigene Erfahrungen aus ihrer Jugend in der DDR näherzubringen. Auch wenn die DDR und die diktatorische Ausnutzung der Macht durch die Regierung schon ausführlich im Unterricht behandelt worden waren, boten doch die eindrücklichen Erzählungen der in Dresden geborenen Freya Klier einen ganz neuen Einblick in das Staatssystem und das Alltagsleben in einer Diktatur. So berichtete sie von Polizisten, die ihre Macht gegen das Volk einsetzten und missbrauchten, von propagandistischer Gehirnwäsche in Kinderheimen und Schulen, von Bespitzelungen und Misstrauen und zahlreichen Inhaftierungen ohne validen Grund.

Sowohl ihre Eltern und ihr Bruder als auch Freya Klier selbst mussten, wie so viele andere Unschuldige, teilweise mehrere Haftstrafen absitzen und erlebten die Ungerechtigkeit am eigenen Leib. Die Schauspielerin, Autorin und Filmregisseurin schilderte schulische Situationen, die nicht frei von Gewalt und weit entfernt von Logik und Gerechtigkeit waren. Dem Publikum wurde mit einer anschaulichen Demonstration gezeigt, wie schnell ein Individuum von dem Kollektiv mitgerissen werden kann.

Mit kritischen Fragen an die Schüler prangerte sie Diktatoren wie Stalin für über 30 Millionen Morde am eigenen Volk an und berichtete von schockierenden Enthüllungen, die Recherchearbeiten für diverse Filmprojekte zu diesem Thema hervorbrachten.

Auch erzählte sie vom einzigen Volksaufstand der DDR am 17.Juni 1953, den Ermordungen der Demonstranten durch Stasi-Mitarbeiter, von Massenflucht und anschließend dem Mauerbau im Jahr 1961.

Das DDR-Regime ging mit brutalen Maßnahmen gegen westliche Bräuche vor, wie z.B. das Ausleben der eigenen Individualität, das Tragen von Jeans oder langen Haaren, die gewaltsam abgeschnitten wurden, oder das Hören von westlicher Musik, und setzte unter anderem auch sogenannte Klassenspitzel ein, die jeden, der sich negativ dem Staat gegenüber äußerte, der Polizei auslieferten. Prägende Erfahrungen waren dabei für Freya Klier Mitschüler, die unter diesem ständigen Druck sich das Leben nahmen, aber auch die vielen Menschen, die bei Fluchtversuchen ums Leben kamen. All dies wurde von der Zeitzeugin in beeindruckende, lebensnahe Geschichten verpackt und so den Zuhörern die Zustände in der DDR verdeutlicht und nahegebracht.

Als Reaktion auf diese inakzeptablen Zustände zu Zeiten der DDR handelte die Dresdnerin konkret. Mit ihrer Theatergruppe versuchte sie bewusst auf die diktatorische Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen und die politische Situation zu verbessern. Der skrupellose Staat antwortete auf diese Art von Protest mit Sabotage ihres Autos und sogar einem versuchten Mordanschlag. Doch als ihr schließlich die Möglichkeit geboten wurde, den Osten zu verlassen, sprach sich Freya Klier dagegen aus, denn sie und ihre Freundesgruppe wollten die DDR von innen verändern. Mit einem ähnlichen Apell richtete sie sich an die Schillerschüler, man solle ebenfalls heute Menschen aus solchen menschenrechtsverachtenden und freiheitsberaubenden Situationen befreien. Es sei notwendig, sich zu engagieren, um so die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Mit dem selbstkreierten elften Gebot „Du sollst dich erinnern“ möchte sie jeden ermutigen selbst mitzuhelfen, aus alten Fehlern zu lernen und für mehr Frieden auf der Welt zu sorgen.

Franka Burgmaier, Lina Buchholz (Jahrgangsstufe 12)