Schul-Geschichte: mehr als hundert Jahre...

„100 Jahre Schiller-Gymnasium“ – Chronologie

Vorgeschichte

1830er Jahre Einrichtung einer „Höheren Bürgerschule“ in Offenburg als Ergänzung zum „Gymnasium“ (dem heutigen Grimmelshausen-Gymnasium); Ziel ist v.a. die Förderung der modernen Sprachen, besonders Französisch.
1852 Großherzoglicher Beschluss: Die „Höhere Bürgerschule“ endet, ihre Stunden werden in die des Gymnasiums eingebaut.
1864 Erneute Eingabe an den Gemeinderat, mit einer modernen Lehranstalt die Fremdsprachen Französisch und Englisch zu fördern und auch weniger Begüterten eine „angemessene, honette Existenz“ (zit. nach Batzer) zu ermöglichen. Beispiele aus anderen Städten werden mitgeliefert.
1865 Beschluss, eine Lehranstalt („Realschule“) mit vier Jahrgängen zu errichten.
1866 Eröffnung der neuen Schule mit 11 Schülern. Sie ist im zweiten Stock eines innerstädtischen Gebäudes untergebracht. Zwei Jahre später sind es bereits 40 Schüler. Mehr Auswärtige als Offenburger besuchen die Schule. – Konzeptdiskussionen begleiten die Anfangsjahre: Wie hoch soll das Niveau des Stoffes angesetzt werden? Ziel ist die Prüfung für den Einjährigen-Freiwilligen-Dienst.

1870/71 Zusammen mit anderen Schularten (Gewerbeschule, evangelische Volksschule und landwirtschaftliche Winterschule) werden neue Räumlichkeiten bezogen. Der deutsch-französische Krieg zieht Schüler ab, z.T. weil ältere Brüder bei der Feldarbeit o.ä. fehlen oder man die Jüngeren davor schützen will, den Franzosen in die Hände zu fallen.
1873 Der Gemeinderat wünscht die Umwandlung in eine sechsklassige Bürgerschule mit der Berechtigung, Reifezeugnisse für den Einjährigen-Dienst ausstellen zu dürfen. Doch die Kosten für die Erweiterung sind zu hoch.
1875 Letztmalig Prüfung an der Realschule. Beschluss, „die hiesige Realschule in ihrem Bestand und Umfang aufzuheben und auf eine erweiterte Volksschule zurückzuführen“ (zit. nach Batzer).
1877 Die „ungleiche Begabung der Schüler und die Verschiedenheit der Wünsche der Eltern, andererseits die Ueberfüllung der Klassen mit ungeeigneten Elementen“ machen eine „abermalige Reorganisation nötig“ (Batzer). Mit zwei Klassen à 35 Schülern starten die zwei oberen Klassen der erweiterten Volksschule wiederum als eigenständige Schule. Diese „Bürgerschule“ bekommt bald eine dritte Klasse.
1880 Die Schulräume in der Goldgasse nehmen eine vierte Klasse auf.
1892 Mit dem ehemaligen Waisenhaus (Ecke Oken-/Poststraße) bekommt die Schule ihr eigenes Schulgebäude.
1894 Die Bürgerschule bekommt eine eigene Satzung und damit geregelte Rechtsverhältnisse.
1897 Genehmigung zum sechsklassigen Ausbau durch Bürgerausschuss und Landtag.
1898 Schulleiter Carlein, der den Ausbau der Schule vorangetrieben hat, geht nach 50 Dienstjahren in den Ruhestand und wird Ehrenbürger von Offenburg.
1899 Der Ausbau zur sechsklassigen Realschule wird umgesetzt und ein eigenes Gebäude in der Okenstraße bezogen. Die Schule hat 252 Schüler.
1905 Wegen Raumnot werden drei Klassen in die Knabenvolksschule (heute Georg-Monsch-Schule) ausquartiert.
1906/07 Plan, die Schule zu einer Oberrealschule zu erweitern und einen Neubau zu errichten.
1909/10 Aufstockung um eine weitere Klassenstufe („Obersekunda“, nach heutiger Zählung Klasse 11).
1910 „Am 4. Juli 1910 beschoß das Stadtverordnetenkollegium einstimmig den Ausbau zur neunklassigen Vollanstalt“ (Batzer).
1911 Am 4. Mai beschließen die Stadtverordneten „den Bau eines neuen Oberrealschulgebäudes auf dem jetzigen Platz“ (Batzer).
Im September schreibt der „Ortenauer Bote“: „Mit dem 12. September des Jahres beginnt eine neue Epoche in der Geschichte der Anstalt“ (zit. nach Bientzle).

 

 

Das Gymnasium

1912 Am 16. Juli ergeht der Beschluss des Großherzoglichen Ministerium für Kultus und Unterricht, die bisherige Realschule als Oberrealschule anzuerkennen. Damit beginnt im engeren Sinne die Geschichte des Schiller-Gymnasiums. Der erste Direktor (bis 1919) heißt Karl Lang. – Mitte Juli finden die ersten Abiturprüfungen statt. Das Reifezeugnis erlangen 22 Jungen und ein Mädchen.
1913 Ein Baden-Badener Büro bekommt den Zuschlag für seinen Entwurf des neu zu errichtenden Schulgebäudes auf dem bisherigen Bolzplatz am Schillerplatz. Spatenstich ist im Oktober. – Die Bauarbeiten verzögern sich wegen des Beginns des Ersten Weltkriegs, die 11 Klassen der Schule sind derweil auf vier verschiedene Gebäude verteilt: „Der dienstliche Verkehr zwischen Direktion und Lehrerschaft wickelte sich unter freiem Himmel vor dem Handelsschulgebäude ab, Direktionszimmer waren die Privaträume des Schulleiters“ (Bientzle).
1914-18 Acht Lehrer und 15 Schüler fallen während des Ersten Weltkrieges.
1915 Im Oktober wird der Neubau bezogen und mit einer Feier in der Turnhalle eingeweiht. Die Einweihungsrede des Oberbürgermeisters Fritz Hermann steht im Zeichen des Krieges: Es sind bereits Tote unter den Schülern und Lehrern zu beklagen, derer gedacht wird. – Allgemein wird der neue Bau als modern, hell und zweckmäßig wahrgenommen. Besonders die naturwissenschaftlichen Räume werden gelobt. „Der Neubau kostete 480 350,- Mark. Was würde er wohl heute kosten?“ (Hasenfratz) Die Schule hat 362 Schüler.
1916 Beginn des Turnunterrichts (im heutigen Schillersaal). Auch die 15 Mädchen der Oberstufe erhalten hier Unterricht.
1917 Umwandlung des Schulhofs in einen Garten (An- und Verkauf von Gemüse) zur Versorgung der Bevölkerung.
1919 Neuer Schulleiter ist Karl Schwarzhans.
1920/21 Der erste Elternbeirat nimmt seine Arbeit auf. – Das Schuljahr ist ein Kurzschuljahr: Der Schuljahreswechsel findet nun bereits an Ostern statt.
1923/24 Vom 4.2.1923 bis 18.8.1924 sind Offenburg und Umgebung französisch besetzt. Diese Besetzung steht im Zusammenhang mit der Ruhrbesetzung und bringt für den Schulalltag Probleme: Etwa ein Drittel der Schüler kommt aus nicht besetzten Ortschaften der Umgegend, sie müssen Schleichwege gehen oder lange Fußwege in Kauf nehmen.
1927 Einweihung des Denkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.
1927/28 Einführung der sogenannten „Gabelung“ der Oberstufe in eine sprachlich-historische und eine mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung.
1928/29 Die Schule hat 583 Schüler (und Schülerinnen) – mehr als im Jubiläumsjahr 1962 (510). Die Oberstufe der Schule nimmt regelmäßig Mädchen auf und ermöglicht ihnen den Zugang zum Abitur, da es noch keine höhere Mädchenschule in erreichbarer Nähe gibt. Eine Oberrealschule für Mädchen wird durch die Genehmigung einer Oberstufe an der „Ortenauschule“ erst 1938 eingeführt – sie ist Vorgängerin des heutigen Okengymnasiums.
1929 Hermann Rieder wird neuer Schulleiter.
1930 Genehmigung für die Errichtung zweier zusätzlicher Schulräume als Anbau an die Turnhalle (Nordseite, heutiger Bösendorfer-Saal).
1935 Errichtung eines Wasch- und Duschraumes im Keller der alten Turnhalle. – Erstmals Hissung der Hakenkreuzfahne statt des Reichsbanners.
1936/37 Es findet keine schriftliche Reifeprüfung statt, die mündliche Prüfung findet aber, um ein Schuljahr zu sparen, für Ober- und Unterprima statt – der erste „Doppeljahrgang“ macht Abitur, wie im Jubiläumsjahr 2012.
1937 Die Schule feiert ihr 25jähriges Bestehen. Die Festschrift kostet eine Reichsmark. Ein Bild Adolf Hitlers eröffnet sie, der Oberbürgermeister Wolfram Rombach unterschreibt sein Grußwort mit „Heil Hitler!“ Der Schulleiter wünscht in seinem Grußwort, dass die Schule „mithelfe an dem Aufbau eines größeren und schöneren Deutschlands“, indem sie „ein festes Bollwerk deutschen Wesens und deutscher Kultur“ darstelle.
1937/38 Bestimmungen, die das höhere Schulwesen in Deutschland vereinheitlichen sollen, treten in Kraft: Das neunte Schuljahr wird gekappt, die lateinischen Klassenbezeichnungen von Sexta bis Oberprima werden durch die Zählung als 1.-8. Klasse ersetzt. Die Schule erhält in diesem Zusammenhang auch einen neuen Namen: „Schiller-Schule/Oberschule für Jungen in Offenburg/Baden“.
1938 An Ostern muss der letzte jüdische Schüler die Schule verlassen.
1939 Anfang des Jahres geht der Schulleiter Hermann Rieder „unbedankt von der damaligen Behörde, als Professor nach Freiburg“ (Hasenfratz). Sein Nachfolger wird Karlhans Grueninger, der aber gleichzeitig noch eine Schule in Freiburg zu leiten hat und selten in Offenburg ist.
1939-45 Der Schulbetrieb leidet immer mehr unter den politischen „Schulungskursen“ mit Teilnahmezwang. Schüler und Lehrer werden eingezogen, verstärkt für Sammlungen und dergleichen eingesetzt, Oberstufenschüler werden als Flakhelfer und zum Schanzen eingezogen. Immer häufiger stört auch Fliegeralarm den Unterricht. – Englisch wird Pflichtfremdsprache in der Sexta, zwei Jahre später kommt Latein als Wahlpflichtfach hinzu. – Turnen und Sport werden verstärkt.
1939/40 Die Turnhalle dient vom März 1939 bis zum Februar 1940 als Getreidelagerraum. – Im Winter 1939/40 wird das Schulgebäude teilweise als Pionierkaserne mitgenutzt, im Sommer 1940 wird die Turnhalle vom Arbeitsdienst genutzt.
1940 Am 22. Oktober, einem Schultag, werden die verbliebenen jüdischen Bewohner Offenburgs in der Schiller-Turnhalle zusammengetrieben, um von dort ins Lager Gurs abtransportiert zu werden.
1941 August Gramlich folgt Grueninger als Schulleiter nach. Er gehört der Wehrmacht an und „(betritt) seine Schule nur gelegentlich bei kurzen Besuchen im Urlaub“ (Hasenfratz). – Eine Dortmunder Mittelschule („Horst-Wessel-Schule“) wird einquartiert, deren Unterricht nachmittags stattfindet, während die Offenburger vormittags Unterricht haben. Der Samstag wird geteilt.
1944 Schüler, Lehrer und Hausmeister müssen Brandwachen halten. Der Schulbeginn richtet sich nach der Uhrzeit des Fliegeralarms am Vortag. November: Nur zweimal in der Woche findet überhaupt Unterricht statt. – Ende November fällt Straßburg, die französischen Truppen nähern sich und der Schulbetrieb, soweit noch vorhanden, wird in ein Hotel in Triberg und nach Schönwald verlagert.
1944/45 Im Schulgebäude muss Hausrat von deutschen Flüchtlingen aus Straßburg gelagert werden. Das gesamte Gebäude wird „teils nebeneinander, teils nacheinander Refugium (…) für das Kommando, das diese Flüchtlingsbewegung leitete, für die Bekleidungskammer des Straßburger Volkssturms, für das Parteibüro Oststadt, für das NSV-Büro und die Nähstube und für ein Reichsbahnbüro“ (Hasenfratz). – Mit der französischen Besetzung kommt der Schulbetrieb zeitweise völlig zum Erliegen, das Schulgebäude wird Kaserne.
1945/46 Allerheiligen 1945 genehmigt die französische Besatzungsbehörde wieder den Schulbetrieb, das Schulgebäude wird hergerichtet und dient ab Anfang 1946 erneut als Schule. Die Wochen bis dahin verbringen die Schüler als Gäste der höheren Mädchenschule – die dann später wieder Gast am „Schiller“ ist.
1946 Nach diversen Zwischenlösungen bekommt die Schiller-Schule wieder einen hauptamtlichen Schulleiter: Gustav Spreter, der zuvor schon 20 Jahre an der Schule unterrichtet hat. – Das Schulgebäude beherbergt zwischenzeitlich vier Schulen: die Mädchenoberschule, das altsprachliche Gymnasium, die höhere Handelsschule – und natürlich die Schiller-Schule. Personalnot zwingt zur Bildung großer Klassen (bis zu 60 Schüler), deren Zusammensetzung sehr heterogen ist. – Die „Offenburger Sportvereinigung“ beginnt die Turnhalle mitzunutzen. Im Anbau der Turnhalle ist für einige Jahre ein Kindergarten untergebracht (später Schauenburg-Kindergarten).
1948 Die Schule erhält ihren heutigen Namen und heißt seither Schiller-Gymnasium. – Ebenfalls bis heute gehalten hat sich eine unter französischer Besatzung eingeführte Neuerung: das Zentralabitur nach französischem Vorbild. Das Notensystem wird auf Punkte umgestellt, ebenfalls am französischen Vorbild orientiert: Höchstpunktzahl ist 20.
1949 Einführung der Schulspeisung.
1952 Der Schuljahresbeginn wird wieder vom Herbst auf Ostern verlegt – erneut ein Kurzschuljahr.
1953 Einführung einer offiziellen Schülervertretung.
1956 Kurz vor seiner Pensionierung verunglückt der Schulleiter Gustav Spreter tödlich. Nach einer kurzen Übergangsphase wird Wilhelm Flügler Leiter der Schule, der schon einmal 1936-38 hier unterrichtet hat.
1957 Abschaffung des Schulgeldes an allen Höheren Schulen, sukzessive wird die Lernmittelfreiheit eingeführt. Die Stadt als Schulträgerin hat dadurch erhebliche Mehrkosten. – Beginn des städtischen Schüleraustauschs mit der Offenburger Partnerstadt Lons-le Saunier im französischen Jura. Das Schiller-Gymnasium ist vom ersten Jahr an mit zahlreichen Schülern dabei. – Im November begeht die Schule eine Eichendorff-Feier.
1959 Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag des Namensgebers der Schule, u.a. mit der Enthüllung einer Skulptur mit dem Schiller-Zitat „Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben“ vor dem damaligen Lehrerzimmer, heute neben dem Religionsfachraum 201.
1960 Gültige Sprachenfolge ist jetzt Englisch in der 5., wahlweise Latein oder Französisch in der 7. Klasse. Die Regelung ähnelt der in der NS-Zeit eingeführten Abfolge. – Der 200. Geburtstag Johann Peter Hebels wird mit einer Feier begangen.
1962 Die Schule feiert ihr 50jähriges Bestehen. Das Programm enthält Festakt, Ehemaligentreffen, Tage der offenen Tür, sportliche Wettkämpfe und viel beachtete Theateraufführungen („Die Zeit der Schuldlosen“ nach Siegfried Lenz sowie Racines „Les Plaideurs“, das auf Französisch aufgeführt wird, ein Gastspiel in der Offenburger Partnerstadt Lons und sogar eines in Straßburg erlebt) . – Die Festschrift enthält, anders als die von 1937, einen Anhang mit Werbeanzeigen vorwiegend ortsansässiger Firmen, von denen einige auch in der Festschrift zum 100jährigen Jubiläum inseriert haben.
1965 Überraschend stirbt mit nur 61 Jahren der Schulleiter Wilhelm Flügler. Ein Jahr wird die Schule kommissarisch geleitet. – Im Schulhof wird der sogenannte „Pavillon“ errichtet, der vier Klassenzimmer enthält und vorübergehend Entlastung für das beengte Unterrichten im Schulgebäude bringt. Das Provisorium steht über 20 Jahre.
1966 Bernhard Schütt wird Nachfolger von Wilhelm Flügler.
1966/67 Erneute Kurzschuljahre verstärken die Raumnot. Die Schule hat jetzt 750 Schüler, die teilweise zur Entlastung auf insgesamt 10 Räume in der Georg-Monsch-Schule und der Anne-Frank-Schule (im Gebäude des heutigen Technischen Rathauses) verteilt werden. Dieser Zustand dauert zwei Jahre an.
1968/69 Das Schiller-Gymnasium zählt 980 Schüler in 32 Klassen. Das Okengymnasium (frühere Mädchen-Oberrealschule) wird erweitert. Ein großer Teil von Lehrern und Schülern des Schiller-Gymnasiums wechselt auf die erweiterte Schule. In beiden Schulen wird jetzt koedukativ unterrichtet.
1969/70 Durch den Wechsel der Lehrer und Schüler ans Okengymnasium sinkt die Schülerzahl am Schiller-Gymnasium auf 644 Schüler in 22 Klassen. Dennoch ist die Schülerzahl seit 1963 gestiegen und die Raumnot, v.a. was den Turnunterricht und die naturwissenschaftlichen Fächer angeht, ist immer noch groß. – Pläne für einen Neubau werden erwogen: Gedacht ist an einen Erweiterungsbau an der Zeller Straße sowie an den Abriss der Turnhalle und ihres Anbaus.
1970 Im April beschließt der Gemeinderat, das Grundstück der Firma Dold neben dem Altbau zu erwerben, das zunächst als unverkäuflich gegolten hat. Der Ausbau zu einer Schule mit 36 Klassen ist beschlossene Sache.
1974 Im November wird der Erweiterungsbau, der bis heute „Neubau“ heißt und damals das teuerste Schulgebäude der Stadt ist, eingeweiht. Alle naturwissenschaftlichen Räume befinden sich jetzt im Neubau, der auch eine Sporthalle beinhaltet, die in drei Abteile unterteilt werden kann (die alte Turnhalle entgeht nur knapp dem Abriss). Auch die Verwaltung und das Lehrerzimmer ziehen in den Neubau, der außerdem ein „Sprachlabor“ beherbergt, was damals dem neuesten Stand der Fremdsprachendidaktik entspricht. Später wird daraus ein Computerraum, bei der Renovierung im nächsten Jahrhundert ein Raum für das neue Fach NWT. – Die Schule hat jetzt 906 Schülerinnen und Schüler in 29 Klassen. Die durchschnittliche Klassengröße liegt zwar bei 31 Schülern, die neuen 5. Klassen starten jedoch mit je 40 Schülern.
1975/76 Renovierung des Altbaus und Schaffung einer Verbindung von Alt- und Neubau. Das Dachgeschoss im Altbau wird teilweise ausgebaut, sodass eine neue Hausmeisterwohnung entsteht. Die ehemalige „Diener-Wohnung“ (s. Tür neben dem Eingang zum Schillersaal an der Schillerstraße) wird seither von den Oberstufenschülern genutzt.
1977 Der Musikzug nimmt seine Arbeit auf.
1978/79 Der erste Durchgang der „Reformierten Oberstufe“ mit der Unterteilung in Grund- und Leistungskurse wird auch am Schiller-Gymnasium gestartet.
1979/80 Die Schule erreicht mit 1449 Schülern in 48 Klassen ihre größte Schülerzahl. Außerdem wird wegen des Neubaus des Grimmelshausen-Gymnasium ein Teil der dortigen Schülerschaft wieder im Schiller-Gebäude untergebracht. Zahlreiche Fachräume müssen wieder zu Klassenzimmern werden.
1980 Hermann Schottmüller folgt Bernhard Schütt im Amt des Schulleiters.
1981 Gründung des „Freundes- und Förderkreises des Schiller-Gymnasiums“ („Förderverein“).
1984/85 Die „Reformierte Oberstufe“ erlebt ihre erste „Reform der Reform“: Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache sind wieder Pflicht bis zum Abitur, Deutsch und Mathematik sind Pflicht-Prüfungsfächer. Am Ende des Schuljahres machen 145 Schülerinnen und Schüler Abitur.
1987 Die Schule begeht ihr 75jähriges Jubiläum mit zahlreichen Veranstaltungen und gibt eine Festschrift heraus. Ein umfangreiches Festprogramm in der Sporthalle, ein Ehemaligentreffen in der Abtsberghalle und ähnliches mehr begleiten die Feierlichkeiten. – Das „Schiller“ hat 966 Schülerinnen und Schüler. – Der ohnehin nur als Provisorium gedachte „Pavillon“ im nördlichen Teil des Schulhofes wird abgerissen. Der Anbau an die alte Turnhalle wird zu einem Probenraum für die Musik umgebaut („Bösendorfer Saal“). Die Renovierung der alten Turnhalle ist noch (nur) ein Projekt. – Neuer Schulleiter wird Werner Tolz.
1989 Teilnahme zahlreicher Schiller-Schüler an der ersten Schüler-Olympiade in Offenburgs Partnerstadt Lons-le-Saunier. Im Jubiläumsjahr 2012 findet bereits die 12. Schüler-Olympiade statt (in Offenburg).
1991 Feier zum Doppeljubiläum: 80 Jahre Schiller-Gymnasium und 10 Jahre Förderverein. – Einweihung der renovierten alten Turnhalle als „Schillersaal“. Der Raum erstrahlt in liebevoll wieder hergestelltem Jugendstildekor, erinnert nicht mehr an eine Turnhalle und ist aus dem Kulturleben der Schule und der Offenburger Oststadt nicht mehr wegzudenken.
1994 Die Theater-AG unter Herta Haupt-Cucuiu wird ins Leben gerufen. – Beginn der gezielten und systematischen Volleyball-Förderung am Schiller-Gymnasium.
1995 Der Initiator des Mathematikwettbewerbs „Mathématiques sans frontières“, Monsieur Bulber, überreicht einer zehnten Klasse des Schiller-Gymnasium als Sieger den ersten Preis.
1998 Friedbert Firner, bereits seit 10 Jahren stellvertretender Schulleiter, folgt Werner Tolz im Amt als Schulleiter.
1999 Beginn eines neuen Projekts der Fachschaft Religion: die Partnerschaft mit der Kasanag Daughter Foundation in Mindanao.
2000 In den Sommerferien werden Verwaltungsbereich und Lehrerzimmer umgestaltet. – Frühjahr/Sommer: Erarbeitung des Textes der Gedenktafel an der Außenwand des Schillersaals, am 22. Oktober Anbringung der Gedenktafel und Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Deportation der Offenburger und Ortenauer Juden, seither jährliche Gedenkveranstaltung.
2001 Der „Tatort“ „Gewaltfieber“ mit Ulrike Folkerts und Matthias Schweighöfer wird im Schiller-Gymnasium gedreht.
2001/2002 Teilnahme am Gengenbacher Adventskalender.
2002 Das Schiller-Gymnasium erhält für die Volleyball-Talentförderung das ‚grüne Band’ der Dresdner Bank, die höchste Auszeichnung für Nachwuchsförderung in Deutschland.
2004 Das Schiller-Gymnasium ist im Januar Gastgeber für fast 50 Chinesen. Deutsch-chinesisches Konzert im Schillersaal. Der Gegenbesuch erfolgt im Dezember: Erstmals besuchen Schiller-Schüler China: Sie sind Gast an der »Experimental High School« in Peking und machen nach Aufenthalt in Pekinger Gastfamilien eine Rundreise, die u.a. nach Shanghai führt. Im Folgejahr Vereinbarung einer Partnerschaft. – Schüler der Jahrgangsstufe zwölf im Schiller-Gymnasium beziehen ihr frisch renoviertes Domizil in der ehemaligen „Diener-Wohnung“. – Im Juli feierliche Einweihung des umgebauten Parks an der Zeller Straße, der seit 2007 „Friedbert-Firner-Park“ heißt. – Der erste Jahrgang mit auf acht Jahren verkürzter Gymnasialzeit („G8“) kommt in die baden-württembergischen Gymnasien, auch ans Schiller-Gymnasium.
2005 Die Schule begeht Friedrich Schillers 200. Todestag mit zahlreichen Aktionen wie einem Zitatebus, Aufführungen des Schiller-Dramas „Don Carlos“ in einer aus Schülern und Lehrern gemischten Theatergruppe, einem Vortrag des Schiller-Experten Peter-André Alt u.a. Im Treppenhaus der Schule sind seit 2005 18 Ausstellungstafeln mit den gesammelten Lebensdaten Friedrich Schillers zu besichtigen, zusammengestellt von der Klasse 8 b gemeinsam mit den Lehrern Ulrich Haut, Monika Kuhn und Isabell Dreher.
2006 Mit einem Festakt begeht der Förderverein sein 25jähriges Bestehen.
2006/07 Umfangreiche Baumaßnahmen begleiten den Schulalltag: Die Kunsträume ziehen vom Erdgeschoss des Neubaus unters neu ausgebaute Dachgeschoss des Altbaus (nach Zwischenstation in Klassenzimmern), die früheren Kunsträume werden umgebaut zu Computerräumen und einem „Studierzimmer“ (Schülerbibliothek). Der ehemalige Aufenthaltsraum wird erweitert und zur Mensa ausgebaut. Das Schiller-Gymnasium wird zur Ganztagesschule, parallel wird das Schulprofil weiterentwickelt.
2007 Der Musikzug feiert sein 30jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen. – Manfred Keller wird Schulleiter am Schiller-Gymnasium.
2008 Die Gründungsurkunde des Ehemaligen-Vereins „Schilleraner“ wird beim Schillerhock unterzeichnet. Die formelle Gründung erfolgt im März des Folgejahres.
2009 Der bilinguale Zug Englisch beginnt seine Arbeit. – Präsidenten-Besuch: Schulpräsident Siegfried Specker zeigt sich bei seinem Besuch im Schiller-Gymnasium begeistert vom vielfältigen Fächerangebot. – Die Schule begeht Friedrich Schillers 250. Geburtstag (s. Kapitel „Nachlese“).
2010 Erstes Begegnungskonzert mit Chor und Orchester der Thelma Yellin High School oft the Arts aus Israel. Dem Besuch der Israelis in Offenburg folgt 2011 eine Reise der Offenburger nach Israel.
2011 Das Schiller-Gymnasium wird als „MINT-freundliche“ Schule ausgezeichnet (MINT = Mathematik-Informatik-Naturwissenschaften-Technik) und wird Comenius-Schule (Fachschaft Spanisch).
2012 Der „Doppeljahrgang“ macht Abitur: Gemeinsam gehen die „alten G9er“, die 2003 aufs Gymnasium kamen, und die „G8er“, die 2004 gestartet sind, ins Abitur. – Das Schiller-Gymnasium wird 100 Jahre alt.

 

Die Zusammenstellung der Daten stützt sich in erster Linie auf die in den Festschriften der Jahre 1937, 1962, 1987 und 1991 (Wiedereröffnung der ehemaligen Turnhalle als renovierter Schillersaal) erschienen Aufsätze zur Geschichte der Schule. Die drei Jubiläums-Festschriften sind als pdf-Dateien auf der Homepage der Schule verfügbar. – Außerdem haben die beiden ehemaligen Schulleiter Werner Tolz und Friedbert Firner Tipps zur Vervollständigung der Übersicht gegeben.

  • Insbesondere sind als Quellen folgende Aufsätze zu nennen:
    Batzer, Ernst: Zur Geschichte der Offenburger Schulen, in: Festschrift zum 25jährigen Bestehen der Oberrealschule Offenburg, 1912-1937, Offenburg 1937, S. 1-44. Batzer geht in seinem Text bis zu den Anfängen der Schulstadt Offenburg zurück. Er hatte 1904 in Offenburg am damals einzigen Gymnasium, dem heutigen Grimmelshausen-Gymnasium, Abitur gemacht und war promovierter Historiker. Insbesondere in der heimatgeschichtlichen und in der Grimmelshausen-Forschung hat er sich einen Namen gemacht und war Mitbegründer des Historischen Vereins für Mittelbaden. Er betreute neben seiner Lehrertätigkeit an der Oberrealschule das Heimatmuseum und das Stadtarchiv Offenburg. 1938 ging er im Alter von 56 Jahren vorzeitig in Ruhestand – seine Gesundheit war angeschlagen, und da seine Frau jüdischer Abstammung war, geriet er außerdem zunehmend unter Druck des nationalsozialistischen Regimes. Er starb noch im gleichen Jahr. – Eine Würdigung seines Wirkens findet sich in der Festschrift von 1962, verfasst von Otto Kähni.
  • Bientzle, Wolfgang: 75 Jahre Schiller-Gymnasium 1912-1987, in: Schillergymnasium Offenburg Festschrift 1912-1987, Offenburg 1987, S. 15-31. Wolfgang Bientzle war von 1970 bis 2007 Lehrer am Schiller-Gymnasium.
  • Friedmann, Michael und Straub, Wolfgang: Von der alten Turnhalle zum Schillersaal. Baugeschichte und Renovierung, in: Festschrift zur Sanierung in den Jahren 1990-1991, Offenburg 1991, S. 7-22.
  • Hasenfratz, Wilhelm: 50 Jahre Schiller-Gymnasium 1912-1962, in: Schiller-Gymnasium 1912-1962, Festschrift zum 50jährigen Bestehen des Schiller-Gymnasiums in Offenburg, S. 11-17. Wilhelm Hasenfratz (1898-1979) war 1925-68 Lehrer am Schiller-Gymnasium.
  • LK Geschichte/Zeitz: Entstehung des Schillergymnasiums, in: Rückspiegel, Abizeitung 1983 am Schiller-Gymnasium, S. 4-6.
  • Mußler, Josef: Oberrealschule 1912-1937, in: Festschrift zum 25jährigen Bestehen der Oberrealschule Offenburg, 1912-1937, Offenburg 1937, S. 45-50. Mußlers Text ist heute wegen des unverhohlenen Lobpreises nationalsozialistischer Errungenschaften schwer erträglich, auf die Daten dürfte aber im Großen und Ganzen Verlass sein. Auch Mußler war mit einer Jüdin verheiratet, wie der letzte jüdische Schüler der Schiller-Schule berichtet.

B. Seitz