111 Jahre nach ihrer Weihe am 18. Oktober 1908, – Kaplan Lukas Biermayer wies besonders auf das Kirchweihfest hin, – erklang in der Offenburger Dreifaltigkeitskirche die Gospel-Messe von Robert Ray. 1978 hat er sie komponiert. An den Universitäten Illinois und St. Louis hat der farbige Musik-Professor Chöre und Streich-Orchester geleitet und wurde auch nach Europa und Südostasien zu Konzerten und Gastprofessuren eingeladen.

Chorleiter Winfried Oelbe hat vor neun Jahren mit dem Dreifaltigkeitschor, der eher in der Barockmusik und in der Klassik zuhause ist, diese Jazz-Messe einstudiert; dieses Mal aber auch mit dem Schiller-Chor, so dass eine über achtzigköpfige Sängerschar zusammenkam. Der Große Chor des Schiller-Gymnasiums hatte diese Messe allein, mit eigener Band und eigenen Solisten im Sommer schon zwei Mal aufgeführt, nun bot sich eine gemeinsame Wiederaufnahme an. Im neuen Schuljahr kamen nun auch neue Sängerinnen und Sänger dazu, was dazu führte, dass manche nur drei Proben hatten. „Aber wenn die alten Hasen von Dreifaltigkeit die Auffrischung der Messe auf Englisch in zwei Monaten schaffen, wie viel schneller dann die Jugendlichen!“

Das Wagnis gelang. Die alt-junge Chormischung brachte einen frisch dynamischen, fetzigen Klang zustande, der überstrahlt wurde von der Sopranistin Angela Wiedemer, die mit Koloratur-Impros glänzte. Sie hat an der Freiburger  Jazz-und-Rock-Schule Gesang unterrichtet. Entscheidenden Anteil am jazzigen Drive hatte die Rhythmusgruppe mit Cristiano Salgert am Schlagzeug, Jo Eisenburger am Bass und Joel Wörner am Piano. Die englischen Texte weichen manchmal vom lateinischen Mess-Formular ab und werden so zu persönlichen Gebeten, z.B. im Kyrie: „Send uns den Retter, mach meine Seele frei, gib uns dein Wort und lehre uns beten.“ Und im Sanctus werden Heilungswunder aus dem Lukas-Evangelium eingefügt, in denen der geheilte Blinde und der Lahme jubeln: „Heilig, heilig, du Herr der Heerscharen, Hosanna dir in der Höhe, der du mir den Sieg gabst … eines Tages öffnete ich mein Herz und ließ den Erlöser ein“.

Der Chor sang zum Abschluss das Spiritual „Deep River“, die Gemeinde war mit drei Liedern aus dem „Neuen geistlichen Lied“ aktiv dabei, die von Felix Ketterer an der Orgel begleitet wurden. Ketterer inprovisierte außerdem zu „Deep River“ und Motiven aus der Gospel-Mass. Die zahlreichen Gottesdienstbesucher spendeten den Musikern langen, dankbaren Applaus.

Gottfried Wiedemer für das OT