Ein Präventionsprojekt zum Thema psychische Gesundheit

Emotionale Auffälligkeiten und psychische Gesundheitsprobleme von Schüler*innen manifestieren sich oft in der Jugend und werden häufig erstmals in der Schule erkannt. Zwischen 20 und 30% der Heranwachsenden in Deutschlang gelten als psychisch auffällig. Über 6 Mio. Kinder leben mit psychischen und/oder suchtkranken Eltern zusammen. Dazu kommt, dass psychische Erkrankungen immer noch tabuisiert werden, obwohl in den letzten Jahren in den Medien häufiger darüber berichtet wird. Betroffene haben Angst davor, als schwach oder unberechenbar abgestempelt zu werden.

Deswegen verheimlichen sie ihre Gefühle und bemühen sich oft erst spät oder gar nicht um Hilfe und Unterstützung. Wirksame lebensnahe und flächendeckende Präventionsansätze zur Erhaltung und Förderung der seelischen Gesundheit in Schule und Ausbildung sind deshalb umso wichtiger. Das Projekt „Verrückt? na und!“, welches in Offenburg von der Reha-Werkstatt durchgeführt wird, schließt die Lücke  und macht Schüler*innen, Lehrkräften und Eltern Mut, Probleme gemeinsam mit anderen besser zu bewältigen. Das Angebot richtete sich an die Klassenstufe 9 und an deren Klassenlehrer*innen und fand in den ersten Märzwochen statt.

Die Prävention ließ sich in drei große Blöcke gliedern:

1. Wachmachen

Der erste Block galt dem Wachmachen für psychische Gesundheit/Wohlbefinden. Das Team der Reha-Werkstatt knüpfte an den Lebenserfahrungen der Schüler*innen an und ermunterte sie, sich mit ihren Erfahrungen, Fragen und Vorstellungen zum Thema einzubringen und auseinanderzusetzen. Schnell wurde deutlich, dass psychische Erkrankungen in den Bekanntenkreisen durchaus ein Thema sind und die meisten der Schüler*innen schon einmal Berührungspunkte mit der Thematik hatten. In dem ersten Block ging es außerdem darum, wie sich psychische Erkrankungen entwickeln können, was wiederum auf hohes Interesse bei den Schüler*innen stieß.

2. Glück und Krisen

Die Schüler*innen beschäftigten sich in Gruppen mit Aufgaben von „sich zu helfen wissen“ über „wie Körper und Seele zusammenhängen“ bis zu „Neue Medien: Nützlich für die Seele?“ Es war toll zu sehen, welche Ideen die Schüler*innen miteingebracht haben und welche Ressourcen die Jugendlichen mitbringen, um gut für sich zu sorgen.

3. Gesprächsrunde mit „Expert*innen in eigener Sache“

Die Jugendlichen erfuhren im letzten Teil der Prävention aus erster Hand wie man Krisen überstehen und daran wachsen kann – denn: denn die Prävention wird nicht nur durch Sozialarbeiter*innen durchgeführt, sondern das Team wurde ergänzt durch persönliche Expert*innen, also Männer und Frauen die psychische Krisen bewältigt haben. In diesem Block gibt sich eine/r des Teams der Reha-Werkstatt zu erkennen – was in den neunten Klassen für großes Erstaunen sorgte.

Die Aufmerksamkeit und das Interesse der Jugendlichen stiegen in diesem Block auf ein Maximum. Es war sehr interessant, welche Geschichte die jeweils betroffenen Expert*innen erlebt haben und wie sie mit ihren psychischen Erkrankung heute umgehen. Die Schüler*innen erfuhren, wie sich eine Psychose oder Depression anfühlt, wo  man Hilfe bekommt und wie wichtig es ist gute Freunde/Familie zu haben, die nicht nur die guten Zeiten mit einem miterleben, sondern auch gemeinsam Probleme meistern. Der dritte Block gilt wirklich als Schlüssel zur Veränderung der Jugendlichen gegenüber der Thematik „Psychische Gesundheit“.

Insgesamt war es eine große Bereicherung für die Schüler*innen und Lehrer*innen die Reha-Werkstatt bei uns im Haus zu haben. Die Wirkung des Projekts ist immer noch sichtbar. Wir freuen uns, wenn wir im nächsten Schuljahr das Projekt für die kommenden Neuntklässler*innen wieder anbieten können.