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Wir lesen und hören und reden so viel über Corona. Aber wie geht es uns ganz persönlich eigentlich damit? Ausschlafen und Entspannung? Schulstress? Langeweile? Oder alles gleichzeitig? Wir haben ein paar Stimmen von Schülerinnen und Schülern des Schillers gesammelt, die uns Einblick geben in ganz unterschiedliche Umgangsformen mit dieser seltsamen Situation.

Corona oh na na 

Du kamst von China nach Europa nanana 
hast Freundschaften kaputt gema-acht
Ohne sie sind wir aufgeschmissen
Unser Herz ist zerrissen
Corona oh na na 

Jeder Tag fühlt sich so verdammt gleich an
Wieso tust du mir das a-a-an
Das alles macht mich wirklich krank
Wann fängt die Schule wieder an? 

O-o-o-o-o-o-o 
Corona geh mal weg
Du hast echt kein’ swag
Corona oh nana


Masken tragen ist wirklich schwer
Oh corona du nervst so sehr


O-o-o-o-o-o-o
Corona geh mal weg
O-o-o-o-o-o-o 
Corona oh nana 

Selbstgedichtetes Lied von Schüler*innen aus der Klassenstufe 9  
(Melodie auf: „Havana“ von Camilla Cabello)
 

My Corona-Diary

Corona hat meinen Alltag sehr verändert. Normalerweise stehe ich um 5 auf und habe einen strukturierten Tag. Jetzt sieht mein Tag so aus, dass ich teilweise bis 14 Uhr schlafe und nicht weiß, was ich machen soll, außer mich an den PC zu setzen und Schule zu machen. Ich spiele auch öfters Computerspiele, wie zum Beispiel Rainbow 6 oder Landwirtschaftssimulator und auf meiner PS4 ein paar Spiele, wie Borderlands 3 oder Tomb Raider. Ich gucke zum Beispiel auch viel YouTube. Das, was sich verändert hat, ist, dass ich keine Struktur mehr in meinem Tag hab

Was mich an dieser Zeit nervt ist, dass ich nicht weiß, was ich machen soll, mich extrem langweile, aber nicht im Sinne von: Ich habe nichts zu tun, sondern ich mache immer das gleiche, jeden Tag. Noch ist ein Problem, dass ich alleine bin. Ich mag es nicht ‚eingesperrt‘ zu sein, ich bin lieber draußen mit Freunden und habe Spaß. Im Moment fühle ich mich sehr einsam, aber das geht vorbei.  Was mich auch ein Stück weit nervt, ist, dass ich nicht so gut mit der Schule klarkomme und zu Hause nicht gut lernen kann, aber ich denke, es geht vielen so. Jedoch versuche ich es! ^^

Ich sehe jetzt nicht so Nachteile für die Gesellschaft, aber eher für die Wirtschaft (falls das nicht das gleiche ist), denn viele gehen pleite, müssen schließen, müssen ihre Läden etc. verkaufen und oder haben hohe Schulden. Als ich letztens draußen war, war ich bei meinem Dönermann und habe mit ihm geredet. Er sagte mir, dass es momentan ziemlich schwierig ist sich über Wasser zu halten und er teilweise nachts nicht mehr schlafen kann, da er Angst um seine Existenz hat, weil der Dönerladen das einzige ist, was er hat, um Geld zu verdienen. Vielleicht ist das ein Nachteil für die Gesellschaft, dass viele Leute jetzt Angst um ihre Existenz haben, da auch momentan viele gekündigt werden.

MEINE persönliche Meinung ist, dass die Schulen bis zu den Sommerferien zu bleiben, auch wenn ich es mir wünsche, dass sie bald wieder anfängt. Denn wenn die Schulen aufmachen, steigen die Infektionszahlen wieder, heißt, man kann sich wieder leichter anstecken. Und ich habe, wie viele andere, eine Mutter zu Hause, die zu den Risikopatienten gehört und wenn ich mich anstecke, wird es ziemlich schlimm für sie. Außerdem gibt es den Punkt, dass nicht alle Schulen die normalen Hygienestandards haben. Zum Beispiel kaputten Waschbecken, kein fließendes Wasser, keine Seife etc. Ich bleibe dann lieber zu Hause und quäle mich weiter mit Onlineschule durch, statt meine Mutter im schlimmsten Fall anzustecken.

Durch die Corona Zeit habe ich mir endlich mal die Zeit genommen und wieder angefangen zu malen, also auf Leinwänden. Es macht mir ziemlich Spaß und beruhigt mich. Leider konnte ich das in der Schulzeit nicht so richtig machen, da solche Bilder einfach viel zu lange dauern und ich ja nebenbei Schule machen muss. Ich habe auch angefangen Kleidungsstücke, die ich nicht mehr trage, neu zu designen. Das hat auch Spaß gemacht. Ich bin auch ab und zu mal draußen gewesen mit Freunden, dazu hatte ich bis vor kurzem auch nicht so viel Zeit.

Ich bleibe mit meinen Freunden übers Handy in Kontakt. Ich vermisse es, sie persönlich zu treffen, aber ich kann sie sowieso nicht sehen, da sie in Dresden oder in Frankreich wohnen. Nur die Leute, die hier wohnen, konnte ich sehen bis jetzt. Ich finde es ein bisschen nervig, den ganzen Tag zu schreiben, denn ich bin eine Person, die gerne rausgeht und die ihre Freunde gerne persönlich sieht.   

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass das alles schnell vorbeigeht und das wir bald raus dürfen, in den Urlaub dürfen und wieder auf Konzerte dürfen etc.

Schüler*in, 9. Klassenstufe, Mitte April 2020

Die Coronazeit und Ich

Wenn mich jemand fragt, wie ich mit der Coronazeit klar komme, dann antworte ich meistens einfach: „Es geht! Ist eigentlich gar nicht so übel…“ Aber ist dieser Aussetzer des Alltags in Wirklichkeit nicht mehr? Ich meine, man sieht seine Freunde nicht, man schottet sich von seinem sozialen Umfeld komplett ab und plötzlich verbringt man viel mehr Zeit mit der Familie. Es ist schon seltsam wie stark sich das eigene Leben plötzlich wegen einer weltweiten Pandemie verändert. Aber das ist eigentlich ja klar, man versucht andere so gut wie möglich zu schützen. Ich denke, fast jeder hat einen oder mehrere Risikopatienten um sich herum. Meine Schwester ist schwanger und bekommt Ende dieses Monats ihr Kind und ich habe zwei Omas, die jetzt auch schon 80 Jahre alt sind. Wenn eine meiner Omas zu uns kommt, dann sitzt sie mit großem Abstand auf unserer Terrasse und wir reden. Nicht jeder hat das Glück eine Terrasse, Garten oder einen Balkon zu haben. Viele Menschen sind alleine und haben gar keinen Kontakt zu anderen. Und da muss ich schon zugeben, wie viel Glück ich mit unseren Lebensverhältnissen habe, denn meine Geschwister sind und waren hier, ich treffe mich morgen (4.05.2020) mit Ida aus meiner Klasse. Aber auch nur mit Abstand. Auch unser Hund bekommt viel mehr Zuneigung, weil alle zu Hause sind und sich um ihn kümmern. Manchmal glaube ich, dass er gar nicht richtig weiß, was eigentlich hier abgeht, denn eigentlich sind wir nur zu dritt und nicht zu sechst hier und meine Eltern und ich sind den halben Tag in der Schule. Auch ich genieße die Zeit mit der Familie (obwohl die Nähe zu den anderen auch manchmal echt nervig ist). Mein Alltag gestaltet sich eigentlich ziemlich ähnlich. Ich schlafe aus, dann frühstücke ich und setze mich an die schulischen Aufgaben. Danach esse ich meistens eine Kleinigkeit zu Mittag und telefoniere oder chatte mit Freunden. Manchmal gehe ich mit meinem Bruder joggen und mache fast täglich mit ihm zusammen Krafttraining. Abends essen wir warm und wir schauen oftmals einen Film oder spielen gemeinsam ein Gesellschaftsspiel. Nachdem ich mich jetzt etwas intensiver mit dem Thema befasst habe, würde meine Antwort vom Anfang etwas anders lauten: „Mir ist weder langweilig, noch sehe ich keine Anderen mehr, also geht es mir im Vergleich zu manch Anderen echt gut. Und obwohl das enge Aufeinandersitzen manchmal anstrengend ist, bin ich doch froh, dass ich Familie bei mir habe. 

Helene Freist, Klasse 9b 

Das ist die Realität eines Schülers, Frau Dr. Susanne Eisenmann 

“Die Coronavirus-Erkrankung wird hauptsächlich von infizierten Personen beim Husten oder Niesen übertragen. Man kann sich außerdem infizieren, indem man Oberflächen oder Dinge berührt, auf denen sich der Virus befindet, und sich danach an die Augen, die Nase oder den Mund fasst.” (Weltgesundheitsorganisation). Was sich zunächst mit einer Grippewelle verwechseln lässt, sieht in der Realität ganz anders aus. COVID-19 hat sich rasch auf der ganzen Welt verbreitet und auch unser Umfeld ist nun betroffen. 

Baden-Württemberg, der 3. Mai 2020. 32.291 bestätigte Infektionsfälle und 1.412 Todesfälle. Das ist keine Panikmache, sondern aktuelle Zahlen des Robert Koch-Instituts (Stand: 03.05.2020), auf die wir uns verlassen müssen. Mit den Worten “Diese Entwicklung hat die baden-württembergische Landesregierung nun dazu veranlasst, ab Dienstag, den 17. März den Unterricht und jegliche Veranstaltungen an Schulen sowie den Betrieb an Kindertagesstätten auszusetzen. […] Dies gilt bis einschließlich Sonntag, den 19. April“ des Kultusministerium, verabschiedeten wir uns von einem geregelten (Schul)Alltag und isolierten uns. Unser Lebensstil änderte sich von einem auf den anderen Tag: Kein Schulunterricht, Eltern, die, wenn möglich, im Homeoffice arbeiten, keinen Kontakt zu größeren Menschengruppen oder Bekannte, die selbst zur sogenannten Risikogruppe gehören und Menschen, die mit Mundschutzmasken ver- und einkaufen. 

Jetzt sitze ich Zuhause – mehr oder weniger am Schreibtisch und müsste mich auf meinen Abschluss vorbereiten, welcher ab dem 20. Mai geschrieben werden soll und ich frage mich schon gar nicht mehr warum, weil die Gesellschaft in Deutschland sowieso nicht kinderfreundlich ist (Umfrage der BAT-Stiftung) und auch die Partizipation von Kindern und Jugendlichen nicht gegeben ist. Die Folge: Es werden ständig Entscheidungen getroffen, bei denen wir nichts zu sagen haben, obwohl sie uns betreffen. Es entscheiden also erwachsene Menschen, die das letzte Mal zu ihrer Schulzeit in der Schule waren, über meine Zukunft. Laut der Umfrage, “My place, my rights” der Hilfsorganisation UNICEF Deutschland, geben 22 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen an, ihre Meinung in ihrer Stadt oder ihrem Dorf in politische Entscheidungsprozesse einbringen zu können. Die Hälfte der befragten Kinder und Jugendlichen wünscht sich jedoch, dass sie mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten haben. Insbesondere die 16- und 17-Jährigen fordern, mehr mitbestimmen zu können. Wenn man sich das Alter anschaut, dann fällt auf, dass genau das diejenigen sind, die vor ihren Abschlussprüfungen stehen. Das klingt, auch in Bezug auf die aktuelle Lage, einleuchtend. 

Bis zu den Osterferien hatten die Schulen nachträglichen Winterschlaf. Nach Ostersonntag haben sich dann doch die ersten Lehrerinnen und Lehrer getraut, eine Nachricht vorsichtig zu formulieren: “Hallo Alle, ich hoffe, es geht euren Familien und euch gut […]”. Guten Morgen, auch meinerseits. Die Digitalisierung ist in den meisten deutschen Schulen bisher nicht angekommen. Plötzlich hatte ich WebUntis, Schillerapp, Telegram, Teams, Office, Moodle, meine persönliche E-Mail und die neue E-Mail-Adresse, die ich wiederum für Office brauche, auf meinem Smartphone. Abgesehen davon gibt es tatsächlich Lehrerinnen und Lehrer, die keinen Internetzugang haben. Also musste ich auch schon den Weg zur Post aufnehmen, um handgeschriebene Texte abzuschicken. Das mussten nicht einmal meine Eltern zu ihrer Schulzeit, und somit auch für sie eine Neuheit. Wer nicht mitgezählt hat: Neun verschiedene Plattformen, die ich täglich verwenden muss, um alle Materialien zu erhalten. 

Wie sieht es für Schülerinnen und Schüler (SuS) aus, die kein eigenes Gerät und einen Drucker haben? Am Schiller-Gymnasium gibt es die Möglichkeit, sich Geräte auszuleihen, doch nicht jede Schule hat die gleichen Möglichkeiten. Was ist mit den Geschwistern, denen es ähnlich geht? Was ist mit den SuS, die kein eigenes Zimmer haben oder einen Ort, an dem sie sich zurückziehen können? Was ist mit den SuS, die psychische Probleme haben oder häuslicher Gewalt ausgesetzt sind? Die Telefonseelsorge hat so viele Anrufe, wie nie zuvor und mir wurde bewusst, dass auch in Deutschland junge Menschen mit ihren ganz eigenen Problemen und Herausforderungen zu kämpfen haben, doch das findet kein Gehör. 

Kommen wir doch zum Unterricht, der eigentlich online stattfinden sollte. Kurz gefasst: Es gibt keinen sogenannten Fernunterricht. Alle Beteiligten sind überfordert. Meine Nerven mittlerweile auch. Lehrerinnen und Lehrer, die es als “nicht notwendig” sehen, eine Fragestunde anzubieten, haben meines Erachtens ihren Beruf falsch verstanden. 

Die Ungewissheit, ob das Abitur stattfinden soll, ist mittlerweile überstanden – Das dachte ich zu mindestens. Die Medien berichten von ersten Fällen von erneuten Schulschließungen und unsere Nachbarländer, die in diesem Jahr teilweise die Prüfungen auf Eis gelegt haben. Das Argument, dass die Vergleichbarkeit nicht gegeben wäre, ist für mich aus folgendem Grund kein Argument: 16 Bundesländer mit 16 verschiedenen Schulsystemen. Ist das vergleichbar? Und was ist eigentlich mit den anderen Schulformen, die kein Abitur schreiben? Real-, Werkreal-, Haupt-, Berufs- und Gesamtschulen werden in den Medien und Diskussionen nicht erwähnt. Sind diese Abschlüsse nicht nennenswert? Sind das nicht die Menschen, die unseren Alltag derzeit versuchen aufrecht zu erhalten? Die Universitäten und auch unsere Eltern haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. 

Das ist eine Zeit, in der Zusammenhalt und ein erhöhtes Verständnis für unser Umfeld erfordert. Am 4. Mai beginnen schrittweise die Schulöffnungen. Ich bleibe Zuhause, da ich die Gesundheit meiner Familie nicht aufs Spiel setzen werde – gleichzeitig bin ich aber auch die Person, die mit den Konsequenzen klarkommen muss, für eine Entscheidung, die meiner Meinung nach berechtigt ist. Es gibt auch Lehrerinnen und Lehrer, die nicht zur Schule kommen werden, da sie zur Risikogruppe gehören. Das muss ich akzeptieren, unabhängig davon, dass das meine Übungszeit gewesen wäre und es, wie oben bereits genannt, keine Alternativen gibt. Gut vorbereitet fühle ich mich aber ohnehin nicht. Dass die Bedingungen in diesem Jahr alles andere als gerecht sind und die Schulöffnungen mit Ängsten, aus Schüler-, Lehrer- und Elternsicht, verbunden sind, möchte das Kultusministerium nicht hinnehmen. So gehen 12 Jahre Schulzeit vorbei und ich kann weder Abschlussfeier noch Mottowoche erleben, um mich von meinem Vollzeitjob als Schüler, zu verabschieden.  

Jess Mukeba, Klasse 12 

Anmerkung: Der Text ist an manchen Stellen bewusst überspitzt dargestellt und trifft nicht auf alle Schülerinnen und Schüler zu. Die Meinungen habe ich, aus Gesprächen in meinem Umfeld, rausgefiltert und aufgearbeitet. 

Wer weiß, was die Zukunft uns bringen mag… 

*Wir befinden uns im Jahr 2070* 

Ich wache auf, gehe in die Küche, schalte das Radio ein und mache mir ein Tasse Kaffee. „Und genau heute vor 50 Jahren kam der erste Patient mit Covid-19 nach Deutschland und die anderen EU-Länder. Dies war der Beginn der Corona-Zeit“, tönte die Stimme des Radiosprechers. Es war der 27.Januar, aber die Beeinträchtigungen des normalen Lebens haben erst Mitte März begonnen. Ich stellte die Kaffeetasse auf den Tisch und setzte mich hin. Erinnerungen strömten auf mich ein. Erinnerungen, von denen ich dachte, dass ich sie längst vergessen oder verdrängt hatte. Sie regneten auf mich hinab, also schloss ich die Augen und wurde zurückkatapultiert: in das Jahr 2020, geradwegs in den Kopf meines 14-Jährigen-Ichs. Zuerst kam das ganze Virus einem nicht bedrohlich vor, es war ja soweit weg, in China. Doch auch als die ersten Fälle nach Deutschland kamen, war ich nicht sonderlich beunruhigt. Es war doch nur wie eine Grippe. Oder? Es war nur wie eine schlimmere Grippe.                                                                                                                Aber als die Schulen geschlossen wurden, wurde allen klar wie verheerend das Ausmaß sein würde. Auch die die Schließung von Läden folgte bald, Ausgangssperre und Kontaktverbote. War es einem nicht immer wie ein Traum erschienen, dass die Schule mal ausfällt?! Naja, nun hat sich der Traum erfüllt und es fühlt sich an wie ein Alptraum. Alle warteten nur noch darauf endlich aufwachen zu können. Die Zahl der Fälle stieg und die ganze Welt hoffte, dass sie wieder sinkt. Alle wollten nur noch wieder ein normales Leben, wieder in die Schule gehen anstatt mit Aufgaben und Online-Unterricht versorgt werden. Bei jeder Sitzung der Regierung das gleiche Bangen: Gibt es Besserung? Lockerungen der Regeln? Bald wieder Veranstaltungen? Es war aufreibend und frustrierend zugleich vor dem Fernseher zu sitzen und zu warten, zu hoffen. Wenn ich noch ein „Alles wird gut“ hören würde, würde ich wütend vom Sofa aufspringen und rufen „Nein! Es wird nicht alles gut! Wie denn auch? Wenn Corona weg ist, haben wir dafür immer noch ein Haufen anderer Probleme wie Hunger, Krieg und Umweltverschmutzung“, wären meine Worte gewesen. Irgendwie waren alle anderen Probleme plötzlich belanglos geworden, was nicht bedeutet, dass sie es waren oder gelöst wären. Jetzt muss mein 64-Jähriges-Ich schmunzeln. Den Satz kann ich nämlich bis heute nicht hören. Gelogen, gehasst und verflucht gehört dieser Satz! Aber echt! Doch dann kommt mir die Corona Zeit wieder in den Sinn, mein 14-Jähriges-Ich übernimmt wieder meine Gedanken. Es war einfach nur frustrierend. Und wenn ich gewusst hätte, dass DAS passieren würde, hätte ich noch darüber gelacht, was im Januar die Probleme der meisten Menschen waren. Die ganze Zeit musste man daheim hocken und hat einen Haufen Schulaufgaben zu erledigen. Man hat zwar Zeit, aber das ist ja das Schlimme! Man hatte Zeit alles zu überdenken und zu viel Zeit, um sie sinnvoll zu nutzen. Die Tage liefen gleich ab. Jeden Tag dasselbe. Nichts neues, keine Abwechslung. Man konnte rausgehen, immerhin. Aber was nutzte einem die ganze Zeit und das schöne Wetter, wenn man keine Freunde treffen kann? Wenn nichts offen hatte? Keine Läden? Kein Kino? Es kam einem vor wie eine Ironie des Schicksals: Kaum kam die Quarantäne, wurde es warm, sonnig und der Frühling begann. Ich probierte mir irgendwie die Zeit totzuschlagen: alle Schulaufgaben schön ordentlich machen, kochen, backen, lesen, etwas Neues ausprobieren, aufräumen, mit meiner Familie etwas unternehmen und Sport machen. Was man nicht alles macht, um keine Langeweile zu haben, was? Und wenn sie doch mal kam, schossen mir sofort Gedanken durch den Kopf, die ich am liebsten wieder verdrängt hätte. Die ganzen Fragen: Wann kann mein Leben endlich wiederbeginnen? Woher kam das Virus überhaupt? Wird alles wieder normal? Und wann um Himmels Willen kann ich meine Freunde wieder treffen?! Wozu das ganze? Hat doch eh kein Sinn. Und wenn ich mir probierte Antworten zu geben, war es auch nicht wirklich sinnvoll. Sinnvoll kam mir zu dieser Zeit gar nichts vor. Rein gar nichts. Und es gab auch Zeiten, in denen mir nichts Freude machte oder ich gute Laune hatte. Es war, als hätte das Teufelchen in meinem Kopf das Engelchen herausgestoßen, verbannt und letztendlich erwürgt. Doch vor allem das „warum?“ beschäftigt mich. Woher das Virus kam. Jede Theorie dazu kam mir erfunden, abwegig oder gelogen vor. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass das ganze wegen einer Fledermaus angefangen hat. Oder welche Menschen wären genial genug so etwas zu züchten? Oder kam der Virus am Ende als eine Bestrafung von Gott? Jedenfalls kam ich zu keiner Antwort und ich bin auch 50 Jahre später davon überzeigt, dass man NIE eine Ursache finden wird, der alle Glauben schenken. Dafür gibt es zu viele Verschwörungstheorien. Das „warum?“ wurde dicht verfolgt vom „wann?“. Wann war alles vorbei? Wann wäre alles wieder normal? Die Zeit in Quarantäne kroch nur langsam dahin. Man verlor das Zeitgefühl und wartete nur noch auf die Lockerungen. Ich weiß noch, wie gern ich die Tage zum Schulbeginn gezählt hätte, aber ich wusste nicht, wann die Schule wieder anfangen würde. Man konnte nur hoffen. Hätte man jemals gedacht, dass Schüler sich auf Schule freuen würden? Währenddessen leben alle irgendwie weiter. Haben sich nicht immer alle gewünscht wie in einem Film zu leben? Nun hatten wir es wie in einem Science-Fiction Film, wo alles zugemacht wird, leere Straßen und sogar menschenleere Großstädte. Ich habe beim Leben wie im Film auch nicht an Rapunzel gedacht. Wie konnte sie es so lange aushalten ohne wahnsinnig zu werden? Na gut wir konnten immerhin raus, aber was war das schon, wenn man wochenlang dazu gezwungen war seine Freunde nicht zu sehen? Nur über WhatsApp und Social Media. Natürlich sagen die Erwachsenen auf einmal, dass „das ganze Zeugs“ doch ganz nützlich wäre. Wir haben alle gewartet. Und endlich! Eines Tages, ich kann mich nicht mehr genau erinnern, war es Mitte Mai oder Juni, jedenfalls wurde alles wieder geöffnet, das Leben begann wieder von neuem. Es war, als hätte jemand den Timer von einem Wettrennen wieder auf null gestellt, doch alle Läufer waren irgendwie erschöpft vom ersten Lauf. So kam alles langsam zum Alten. Doch die Menschen, die Menschheit, hatte sich verändert. Wenn du solange Zeit mit dir selbst verbringst, zieht das nicht spurlos an einem vorbei. Man lernt sich selbst besser kennen und entdeckt neue Seiten an sich und Mitmenschen. Man hat die Zahlen der vielen Toten gesehen und gehofft, dass dazu keiner von deinen Liebsten dazugehören wird. Oder sich gefragt, ob man es selbst hatte und somit eine Gefahr für Mitmenschen wird. Dass man bald zu der Zahl der Infizierten dazugehört. Wie lange es dauert bis es jemandem aus deinem Umfeld trifft.                                            Doch auch noch mehr hat sich geändert: Überall steht Desinfektionsmittel herum, Leute halten mehr Abstand als früher, Flugreisende werden strengstens kontrolliert und  während der Grippewelle sind alle besonders vorsichtig. Außerdem sind immer die Klopapieregale im Supermarkt gefüllt. Man muss also zugeben, dass Covid-19 nicht nur seine schlechten Seiten hatte. Die Menschen sind zum Großteil sozialer geworden, so vermieten Hotels im Winter Zimmer an Obdachlose und die jungen Menschen kaufen für alte Leute ein. Und auch für die Umwelt hat sich einiges gebessert: So kehren die Wale in den Atlantik zurück, es fliegen nicht mehr so viele Flugzeuge, Plastik wurde erfolgreich durch Alternativen ersetzt und die Klimaziele wurden endlich eingehalten. Natürlich nur durch die engagierte Klimaaktivisten wie  Greta Thunberg und andere Leute, die hart dafür gekämpft haben. So war Corona allen eine Lektion und eine Besserung. Natürlich ist immer noch nicht alles gut, aber wie soll den auch alles gut sein?! Es gibt immer etwas zu meckern und besser zu machen. So müssen viele noch wegen der Quarantäne zum Psychologen, weil sie depressiv sind oder ein Trauma aufgrund von Vergewaltigungen haben. Aber sonst? Ich bin jedenfalls ganz glücklich. Mir ist klar, dass niemand die Welt retten kann, noch nie gekonnt hat. Wir sind schließlich nicht Spiderman oder viel passender zum Virus Batman! Aber wir können sie alle ein Stück besser machen, oder? Indem wir zum Beispiel nicht das Klopapier aufkaufen, unnötig hamstern und versprechen, dass alles gut wird! Und einfach mehr an Mitmenschen und die Umwelt denken. Ach, was waren das für Zeiten… Ich kann mir immer noch nicht erklären warum 2020 ausgerechnet das Klopapier so aufgekauft wurde. Das beschäftigt mich selbst 50 Jahre später und ich finde dazu könnten sie echt mal Dokumentationen zur Aufklärung machen… Wäre es die neue Währung geworden? Grundnahrungsmittel ?Klopapier-das neue weiße Gold? Meine Enkelin, die Corona im Geschichtsunterricht durchnehmen wird, tut mir jetzt schon leid. Und wer hätte es gedacht, jetzt gibt’s MILLIARDEN Zeitzeugen von einer Pandemie? Dabei erscheint das einem so unwirklich, so als gehörte dieses Ereignis in die Vergangenheit, so ins 18. Jahrhundert. Während meine beiden Ichs sich noch weiter angeregt unterhalten und die anderen Ichs auch noch dazukommen wollen, reißt ein Bellen mich zurück in die Gegenwart. Ich öffnete meine Augen und mein Australien Shepherd stand vor mir, die Leine im Maul und mich vorwurfsvoll aus ihren blauen Augen anguckend. „Oh Lou! Tut mir leid ich war geradeso in Gedanken verloren“, da bemerkte ich, dass mein Kaffee inzwischen nur noch lauwarm war, „ na komm lass uns losgehen. Es ist Zeit für deine Runde, nicht wahr?“ Daraufhin sprang Lou begeistert an mir hoch, ich lachte auf über so viel Freude. Also warf ich mich meine Jacke über und schnappte mir die Leine. Man muss rausgehen, solange man kann und darf. Denn wer weiß, wann die nächste Katastrophe passiert. 

Anna Luhr, Klasse 9b 

Corona hat die Krone auf – Danke! 

(Ein Text, der in der zweiten Woche Zuhause entstand… die Grundstimmung war da noch eine andere) 

Und plötzlich war es da: Das Coronavirus. 
2020 – es sollte mein Jahr werden, die goldenen Zwanziger haben begonnen, ein neues Kapitel steht an, Umzug, neue Menschen, neues Leben. 

Naja. 
Zuerst hörte ich von dem Virus, wie jeder andere Europäer auch, in den Nachrichten im letzten Abschnitt von 2019. Es würde vielleicht auch nach Deutschland kommen, das dachte ich mir schon damals, aber belächelte es mehr. An Grippe sterben jährlich viel mehr Menschen und es sei eine übertriebene Hysterie, hörte ich bei kurzen Gesprächen über das Virus. Plötzlich, wird der erste Fall in Europa berichtet. Die Menge raunt. Dass es lebensverändert, sogar weltverändert wird, ahnt noch keiner. Dass es ein Jahr wird, das in den zukünftigen Geschichtsbüchern eingehen wird, auch nicht. Dass Grenz- und Schulschließungen und Klopapiernotstand folgen, war auch nicht im Geringsten zu erahnen. 

Und warum überhaupt Klopapier, ganz ehrlich? 
 

Einmal, und ziemlich sicher das erste Mal, in meinem jungen Leben, habe ich das Gefühl, dass mir das Leben nicht davonrennt und wir nicht alle tagtäglich aneinander vorbeileben. Einmal gibt es eine einzige Nachricht, die weltweit jeden betrifft und zwar jeden gleich.  
Eine ganze Welt auf Stand-By. 
Anfangs habe ich das Virus belächelt, so wie viele andere auch. Ich belächle es nicht mehr, auf gar keinen Fall. 
Natürlich befasse ich mich auch jeden Tag mit dem Virus und was mich immer wieder erneut zum Nachdenken bringt, ist diese unfassbare Entschleunigung. Ein Phänomen von dem wirklich keiner jemals auch nur zu träumen gewagt hätte. Ob das nun von höheren Mächten gesteuert ist, überlasse ich anderen Denkern. Mich fasziniert die momentane Wirklichkeit in meinem direkten Umfeld.  
Es ist ein Freitagabend und sitze alleine zuhause in meinem Bett und überlege schon baldmöglichst schlafen zu gehen. Ungewöhnlich und neu.  
Ich bin der Meinung, dass wir Menschen nun mit dem konfrontiert sind, was wir am wenigsten können: Einfach nur zu sein. 
 
In manchen Situationen würde ich so weit gehen und diese Zeit als „Privileg“ bezeichnen. Wer gesund und wohl umsorgt in seinem trauten Heim sitzt, kann sich nicht beschweren. Ich sage das und ich bin ein Mensch, der sonst tagtäglich das Haus verlassen muss, weil ich es brauche. Viele haben aber ein Problem mit dem Alleinsein, weil sie erst lernen müssen mit sich selbst alleine zu sein.  
Ich habe davon schon oft geschrieben, aber ich finde es so unsagbar wichtig, dass man sich selbst kennt. Ich rede hier nicht einmal von der allgegenwertigen Selbstliebe, von der jeder momentan zu reden und zu berichten scheint. Nein, schlichtweg die Erkenntnis zu haben, wer man ist, ist nicht selbstverständlich. Die Selbstliebe baut dann auf dieser Erkenntnis auf. Ich rede nur von der Klarheit: Wen trage ich hinaus in die Welt jeden Tag? 
Die momentanen Umstände drängen regelrecht darauf, dass man sich mit solchen Gedanken auseinandersetzt. 
 
Aber nun weg von der eigenen Identität, hin zum Sein. Wie vorhin gesagt, habe ich das erste Mal das Gefühl, dass mir das Leben nicht davonrennt. 
Immer hat man sich gedrängt gefühlt, das zu tun, was heute auf dem Plan steht und so wird es einigen ergangen sein. Momentan bin ich einfach nur. 

 
Und warum? Weil wir gerade alle ohne Zukunft leben. Nicht, weil wir keine haben, sondern weil wir keine wissen. Niemand weiß es. Weder Politik noch Wissenschaft. Ich habe jetzt schon mehrere geplante Reisen storniert, vor einer Woche eine Reisetasche aus- statt eingepackt. Meine – eigentlich schon geplante – Zukunft ist plötzlich so überhaupt gar nicht mehr geplant. Wir leben momentan alle in einer Welt, in der man keine langfristigen Pläne machen kann. Und was sind wir Menschen schon ohne Plan und Sicherheit? 

Das Positive an dieser Situation und dieser „Zukunftslosigkeit“ ist aber das Gegenwärtige. Endlich hat man das Gefühl in einer Weltgemeinschaft zu leben und im Hier und Jetzt aufzuwachen. Es ist kein Wochendenken mehr, es ist ein Tagesdenken geworden. Jeder Tag ist eine eigene Hürde, ein neues „Abenteuer“.  
Es hat sich der „Renten-Effekt“ breitgemacht, so nenne ich es mal. Was ich damit meine ist, dass zahlreiche Menschen regelrecht Bücher voller Listen führen, mit Dingen, die sie einmal machen wollen, wenn sie einmal in Rente sind und „Zeit haben“. Sei es eine Reise, ein neues Hobby oder auch nur der Anbau eines neuen Beetes. 
Und nun ja: Jetzt ist diese Zeit. 
Nicht, um zu reisen, logischerweise. Aber es ist endlich Zeit den Schrank auszuräumen, Sport zu machen, ein Buch zu schreiben oder zu lesen, endlich diese eine Torte zu backen oder eine Sprache zu lernen. Es ist auch die Zeit, die Menschen zu kontaktieren, bei denen man nun ehrlich merkt: Du fehlst mir, dich hätte ich gerne bei mir. 
Leute gehen spazieren, puzzeln, schauen alte Filme. Man wird wieder zum Kind ein Stück weit. Ich merke es bei mir selbst, weil ich mich über kleine Dinge so sehr freuen kann, wie schon lange Zeit nicht mehr. 
Und noch etwas: Diese Zeit ist immer. 
Aber jetzt nehmen wir sie uns das erste Mal. Erst jetzt, da alles pausiert, merken wir wie menschengemacht alles ist. Das beginnt bei dem Konzept der Zeit bis hin zu allen Systemen, die uns umgeben. Aber auch erst jetzt, wenn anscheinend alles pausiert, beginnt sich alles zu bewegen. Wir leben im Jetzt und wirklich nirgends sonst. 
 
Ich habe kaum Hoffnung, dass die Welt diese Philosophie nach der Krise noch mit sich zieht, aber Spuren werden bleiben und viele Gedanken auch. Einige Menschen werden momentan dazu angehalten nachzudenken. Was wirklich wichtig ist, wer man ist und dass wir eben immer nur die Gegenwart haben. Ich glaube, dass nach dem „Zurückkommen“, der Respekt gegenüber einem täglichen freien Leben wachsen wird. Alles Gute zum Alltag! 
Das Zurückgestoßen werden ist stark, aber das Zurückkommen ist immer stärker. Das sollte ein Mantra werden. Die Ideen und Visionen sollten jetzt nicht nur sprießen, sie müssen wachsen. Man sollte sich trauen, reden und vor allem: Machen.  
Distanziert euch von den Menschen und kommt euren Träumen dafür umso näher, bringt alles zur Sprache oder zu Papier. Macht was daraus und verschwendet diese Zeit nicht. Lasst Gedanken Wirklichkeit werden. Es ist wahrhaftig geschenkte Zeit und die sollte man niemals einfach leer an sich vorbeiziehen lassen, sondern investieren. Gerade weiß doch sowieso jeder, wie die richtige Wirtschaft zu funktionieren hat. Dann macht mal.Investiert. 
 
Und wie immer muss man sich erinnern: 
Morgen ist kein Versprechen und Freiheit das höchste Gut. 
 
Mal sehen, was passieren wird, wenn der Play-Button erneut gedrückt wird und ob er sich überhaupt schnell betätigen lässt, weil er seit Menschengedenken, noch nie wirklich genutzt wurde. Alles lief und das immer. Wieso hätte man also jemals wissen sollen, dass es so etwas wie einen Pause- und Play-Button überhaupt gibt? 
Ich bin gespannt, ob unsere Leben danach wieder auseinanderdriften. 
 
Eine Sache jedoch noch zum Schluss: 
Wer nicht als eine bessere Version seiner selbst aus dieser Situation herauskommt, hat sie nicht richtig genutzt. Meine Meinung. 
 
Und jetzt: Euch nur das Allerbeste, seid dankbar. Nicht für Corona, für die Chance. 
Weil ja, Corona an sich ist wirklich blöd. 

Mara Betjemann, 12. Klasse 

Der schlimmste Feind in der Coronazeit

„Biiiep, biiep, biiiep “. Ich wache auf und stöhne. Wieder einmal reißt mich der überlaute Wecker meines Bruders ein Zimmer nebenan, aus dem Tiefschlaf und kündigt einen neuen Tag an. Ein weiterer Tag zu Hause. Ein weiterer Tag in Jogginghose. Ein weiterer Tag alleine. Ich habe längst jegliches Zeitgefühl verloren. Welcher Wochentag ist, weiß ich nur Dank des am Abend laufenden Fernsehprogramms, das genaue Datum kann ich schon längst nicht mehr sagen. Ist ja aber auch irrelevant. Gibt sowieso keine wichtigen Termine mehr im Kalender. Keine Daten, die man sich aus diesem und jenen Grund merken müsste. Eigentlich bräuchte man auch gar keinen Kalender mehr. Was will man da denn eintragen? Den x-ten Tag, in dem man sich in Quarantäne befindet? Hmmm, wenn ich so darüber nachdenke, gar keine schlechte Idee. Dann wüsste ich jetzt wenigstens, der wievielte Tag in Quarantäne jetzt anbricht. Ist es der 12te, der 27te, der 61te oder gar der 100te? Ich weiß es nicht, aber selbst wenn ich es wüsste, würde das was ändern? Wäre ich besser gelaunt und würde motivierter in den Tag starten, wenn ich wüsste, dass ich jetzt schon 42 Tage, 16 Stunden, 14 Minuten und 33, 34, 35…Sekunden zu Hause in Quarantäne sitze und das Corona-Virus verfluche. Nein! Nichts würde sich ändern! Und deshalb höre ich jetzt auch auf, mir noch weitere Gedanken über die schon in Quarantäne verbrachte Zeit zu machen, sondern reibe mir den Schlaf aus den Augen und stehe völlig unmotiviert auf. Mein Wecker zeigt 7.00 Uhr. Es muss wohl unter der Woche sein, denn keiner meiner Brüder würde sich sonst einen Wecker auf 7.00 Uhr stellen. Der Wecker hat gestern nicht geklingelt, dies spricht für Wochenende. Demnach muss wohl heute Montag sein. Gleich bessert sich meine Laune. Montag! Neue Schulaufgaben! Endlich wieder etwas anderes tun, als vorm Handy zu sitzen, zu essen, zu lesen oder Instrumente zu üben. Wer hätte gedacht, dass man sich so über die Schule, über die Schulaufgaben freuen kann? Dass man am liebsten noch mehr Aufgaben vom Lehrer gestellt bekommen würde, um dem größten Feind in dieser Zeit zu trotzen. Und nein, ich meine nicht Corona! Der schlimmste Feind von allen ist die Langeweile! Die Langeweile, die wie eine Welle auf einen niederschlägt und die sich endlos wie ein langgezogener Kaugummi dehnen kann. Ja, da macht man lieber drei Stunden freiwillig Mathe, als der Langeweile einen Grund zu geben, sich breit zu machen.  

Jetzt beginnt ein mittlerweile alltägliches Ritual: Handynachrichten checken, duschen, eine der beiden Jogginghosen anziehen, frühstücken, Zähne putzen und dann ab vor den Schreibtisch. Die Quarantäne mit dem immerzu öden, gleich ablaufenden Tag spielt jetzt keine Rolle mehr. Jetzt heißt es nur: Volle Konzentration! Vier, Fünf Stunden lang Schulaufgaben von Teams herunterladen und bearbeiten, Aufgaben zurück an die Lehrer schicken und auf Antwort warten, lernen, schreiben, rechnen, weiteren Infos und Materialien im Internet recherchieren, Bücher und Hefte aufschlagen und sich durch nichts und niemanden stören lassen. Diese hochqualitativen, produktiven Stunden werden höchstens durch einzelne Pausen unterbrochen. In diesen Pausen folgt ein kurzer oder manchmal auch längerer Blick aufs Handy, ein Stück Schokolade oder ein Schluck Wasser. So vergeht die Zeit wie im Flug und ein Vormittag ist vorbei. Der Aufgabenstapel schrumpft und mit jeder gelösten Aufgabe  steigt die Laune, bis sie sich am Ende dieser geleisteten Stunden in schwindelerregende Höhe befindet… und dann rapide fällt. Gerade noch war die Laune auf Höhe des Mount Everest, jetzt fällt sie schlagartig auf Erdkernniveau. Man spürt richtig, wie der Feind näher kommt, einen fast erreicht und packen will, wenn nicht da zum Glück die Mama zum essen ruft. Ich bin der Langeweile gerade nochmal entwischt. Die Mama ruft mittlerweile zum dritten Mal und plötzlich spüre ich auch ein großes Loch im Bauch und mein Magen knurrt wie eine Meute hungriger Grizzlys nach ihrem Winterschlaf. Seit dem Frühstück scheinen Jahre vergangen zu sein und auch die Energie von dem verzehrten Stück Schokolade ist längst aufgebraucht. Ich flitze schnell los, mit gespannter Erwartung, was es wohl diesmal zum Mittagessen gibt. Doch auch beim Mittagessen zeigen sich die Folgen der Coronakrise. Nudeln habe ich schon lange keine mehr gegessen und auch andere wichtige Nahrungsmittel wie Mehl und Hefe sind knapp. Dafür kann man jetzt wieder Unmengen  an Klopapier in den Supermärkten kaufen, vorausgesetzt, man will mit einer Maske durch die Gegend laufen, denn neuerdings herrscht Maskenpflicht in Deutschland. Wobei man der wohl kaum entkommen kann. Außer man bleibt eben zu Hause… Aber zu Hause sitze ich echt genug. Eigentlich ein Wunder, dass ich noch keinen Kollaps bekommen habe. Wobei, man merkt, dass es immer schlimmer wird mit der Ausgangsbeschränkung. Die Leute treffen sich wieder vermehrt und auch der Familienfrieden droht zu kippen, je länger man sich auf einem Fleck aufhält. Zu Beginn dieser Ausgangsbeschränkung sah ich das alles noch relativ locker. Ich könnte sogar sagen, dass ich damals Corona noch als meinen „Freund“ gesehen habe. Die Aufgaben von zu Hause erledigen war so viel entspannter und man konnte sich auch deutlich besser konzentrieren. Das fand ich echt ziemlich praktisch, doch jetzt, nach fast 43 Tagen sieht die Situation schon ganz anders aus! Es ist schlimm immerzu nur im Haus oder im Garten zu sein, nichts mehr erleben zu können und keine Freunde sehen oder Hobbys nachgehen zu können. Es war kaum eine Woche vergangen und meine „Freundschaft“ mit Corona war schon lange vorbei. Nach knappen fünf Wochen bin ich einfach nur genervt! Und die schlimmste Zeit es Tages stand mir noch bevor… Denn jetzt, kommt: Der Nachmittag… Der Nachmittag ist die Zeit des Tages, die meine Nerven auf harte Probe stellt. Und das, jeden. einzelnen. Tag. Jetzt kommen vier Stunden, die man Auge in Auge mit dem Feind steht. Man braucht eine Beschäftigung. Man muss gegen ihn ankämpfen, die Langeweile darf nicht die Oberhand gewinnen. Man könnte sich jetzt natürlich nochmal an den Schreibtisch setzten und weitere Stunden mit Schulaufgaben herumschlagen, doch die Motivation von heute morgen ist verflogen. Die Laune befindet sich jetzt schon nahe des absoluten Nullpunkts und nicht mehr viel fehlt und ich explodiere! Gut, was kann ich also machen. Vier Stunden muss ich totschlagen. Vier endlose Stunden bis zum Abendessen. Gut, dann erst mal wieder ans Handy und sich auf den neusten Stand der Dinge bringen. Anschließend ein Buch rausholen. Und wenn man es schon zum dritten Mal liest. Das ist egal! Bloß nicht der Langeweile eine Chance geben zu siegen! Niemals! Nach einer Stunde lesen kann ich keine Buchstaben mehr sehen, so spannend die Geschichte momentan auch sein mag. Also eine andere Beschäftigung suchen. Jetzt wäre doch eine gute Gelegenheit um Klavier – Mist, dieses ist besetzt! Gut, dann übe ich halt Posaune… nach einer Dreiviertelstunde habe ich keinen Ansatz mehr und ich höre auf. Weiter geht’s mit dem mittlerweile frei gewordenen Klavier. Nochmal eine Dreiviertelstunde mit Mozart verbringen. Auch das erledigt! Doch noch immer sind keine vier Stunden vergangen. Dass die aber auch so verdammt lange sein müssen… Also brauche ich wieder etwas zu tun. Alles wäre soviel einfacher, wenn ich einfach raus könnte, mich mit Freunden treffen könnte, aber des geht ja nun mal nicht… Ich könnte natürlich alleine durch die Reben spazieren und das schöne Wetter genießen, aber alleine macht es nicht so viel Spaß. Klar, beim Laufen kriegt man den Kopf frei und  kann mal ganz für sich sein, aber ich finde das „für sich sein“ habe ich jetzt schon lange genug gemacht. Nein, ich will Menschen sehen! Wenn nicht in echt, dann wenigstens über Facetime! Also, gesagt, getan. Schon telefoniere ich Stunden mit meinen Freunden und halte trotz der schwierigen Situation meine Kontakte. Auch, wenn man eigentlich nicht viel berichten kann momentan, verquatschen wir uns trotzdem, halten fest an gemeinsamen Erinnerungen und Insidern, lachen viel und haben einfach nur Spaß. Spaß! Wer hätte gedacht, dass man in diesen Zeiten Spaß haben kann? Dass man lachen und fröhlich sein kann? Ja, der Kampf ist jeden Tag aufs Neue hart, doch am Ende des Tages ist er gewonnen. Das Glück hat gesiegt, die gute Laune ist zurück, die Langeweile hat keine Chance mehr. Nach dem Abendessen wird der Fernseher angeschaltet und Nachrichten werden geschaut. Natürlich wird hauptsächlich vom Corona-Virus berichtet. Von den Entwicklungen hier bei uns in Deutschland, aber auch in anderen Ländern. Langsam kann ich das Wort Corona echt nicht mehr hören… Aber was solls… wir müssen mit dieser Situation leben und das bestmögliche draus machen. Nach der Tagesschau wird je nach Wochentag „Günther Jauch“ , „GNTM“ oder „Tatort“ geschaut oder mit dem Musikverein geskypt. Tja und dann ist ein weiterer Tag in Quarantäne vorbei und ich gehe schlafen. Und noch bevor ich der Schlaf mich überrollt, denke ich an den heutigen Tag zurück, der so verlief, wie eigentlich jeder andere Tag. Eigentlich warte ich beim Schlafengehen nur auf das „biiiep“, „biiiep“, „biiiep“ des Weckers, der mich aus dem Schlaf reißt… Ich bin echt gespannt, wann der „Kampf“ ein Ende nimmt und alles ist, wie es vor wenigen Monaten noch war. Wobei, wird dann alles sein wir vorher? Werden wir dieselben Menschen sein, wie vor der Krise? Tja, ich kann nur spekulieren, doch nicht jetzt und nicht heute. Wir werden einfach sehen… 

Ida Hillenbrand, 9b 

Corona

Vor einem halben Jahr hätte ich nicht gedacht, dass eine Fledermaus meinen großen Traum eines Auslandsjahres in Kanada platzen lässt. Aus dem Gedanken irgendwann mal zeitweise nicht in Deutschland zur Schule zu gehen, wurde Stück für Stück ein Plan die zehnte Klasse an einer Schule in Kanada zu besuchen. Über jedes neue Detail von meinen Auslandsplänen habe ich mich tierisch gefreut.  Zeitgleich wurde aus dem neuartigen Virus weit weg von meinem Zuhause eine ernstzunehmende globale Bedrohung. Dass dies meine Pläne durchkreuzen würde, habe ich lange nicht gesehen. Als dann die Schulen geschlossen wurden, sorgte ich mich schon ein wenig, doch bis zur Ausreise waren es ja immer noch 5 Monate, und das Virus wird schon nicht so lange hier Chaos stiften – dachte ich. Jetzt sind es noch 3 Monate bis zur geplanten Ausreise, und eine wirkliche Verbesserung der Lage ist nicht zu sehen, im Gegenteil, die weltweiten Reisewarnungen werden ständig verlängert. Doch nicht nur das. 
Bald sind es neun Wochen, in denen ich meine Freunde nicht mehr gesehen habe, meine Oma nicht normal besucht habe und nicht zur Schule gegangen bin. Die längste Zeit seit 9 Jahren, die ich nicht in der Schule verbracht habe. Ich habe meinen Rückzugsort, an dem ich die Möglichkeit habe, ungestört zu arbeiten und kann mir einteilen, wann ich Lust habe, welche Aufgaben zu erledigen. Klingt doch eigentlich gar nicht so schlecht. Allerdings fehlt alles drumherum. Ich habe in den letzten Wochen bemerkt, dass Schule deutlich mehr ist als nur eine Institution zum Lernen. Ich sehe meine Freunde dort täglich, habe Spaß mit ihnen, nicht nur in den Pausen, stehe im Kontakt mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten, egal ob Lehrer oder Mitschüler und einen geregelten Tagesablauf habe ich dadurch auch. Mir fehlt mein altes Leben mit seinen Freiheiten in großen und kleinen Dingen. Jeden Tag in die Schule gehen zu dürfen, jederzeit meine Freunde treffen zu können, meine Oma immer besuchen zu können, mal eben schnell in die Stadt gehen zu können, um Besorgungen zu erledigen, meine Klavierlehrerin Gesine neben mir sitzen zu haben beim Klavierunterricht, im Chor zu singen, allgemein Gemeinschaft zu spüren. Das war Alltag. So viele Möglichkeiten, die mir gar nicht so bewusst waren. Jetzt bin ich dankbar dafür.  
Das Auslandsjahr wird mir vermutlich verhagelt, aber das Leben bringt ja nicht jedes Jahr eine Fledermaus. 

Magdalena Koschel, 9a