Klassiker pfiffig inszeniert

Unterstufen-AG des Schiller-Gymnasiums führte Emil und die Detektive auf

Eine tolle Inzenierung des Stücks Emil und die Detektive ist der Unterstufen-AG des Schiller-Gymnasiums unter der Regie von Verena Huber gelungen.

Unter einem Klassiker stellt sich jeder ein altes, schon oft gelesenes, staubiges Buch vor. Und obwohl ›Emil und die Detektive‹ eindeutig ein Klassiker ist, ist er alles andere als verstaubt, wie wir heute wieder am eigenen Leib erfahren durften!«: Schulleiter Manfred Keller lobte die Schüler des Schiller-Gymnasiums nach ihrer Aufführung am Donnerstagabend im Schillersaal. Eine spannende Stunde lang entführten die Siebt¬klässler die Zuschauer mithilfe ihrer Regisseurin Verena Huber in die Welt Erich Kästners und ließen dabei neue Ideen in die altbekannte Geschichte einfließen, sodass es für jeden, ob Jung oder Alt, ein Abenteuer war.
Die Inszenierung beginnt mit einer fast leeren Bühne: Ein Foto des jungen Erich Kästner ist an die Rückwand der Bühne gestrahlt. Im Vordergrund steht ein einzelner Tisch, darauf eine Schreibmaschine. An diesem Tisch sitzt der junge Erich Kästner (authentisch: Cedric Schwencke) und versucht sich an einem Südseeroman. »Wie viele Beine hat noch gleich ein Walfisch?« Weil er mit solch einer Frage ohne Antwort von Google nicht weiterschreiben kann, geht er in ein Café, in dem ihm der intelligente Kellner Nietenführ (Linus Adam) rät, über etwas zu schreiben, was er besser kennt als die Südsee. Der Rahmen des Stückes ist geschaffen. Szenenwechsel.
Während der ganzen Aufführung bleibt die schlichte, aber wirkungsvolle Inszenierung Verena Hubers erhalten und kaum mehr als ein Foto im Hintergrund und ein paar liebevoll ausgewählte Ausstattungsdetails wie alte Telefone mit Schnur helfen dem Zuschauer, sich zeitlich und räumlich zu orientieren. Aber das reicht, weil die für eine Unterstufen-AG überraschend zahlreichen Jungs mit Schiebermützen, Karohemden und jeder Menge Lausbubencharme Atmosphäre auf die Bühne und in den Saal bringen.

Schwierige Mission
Der kleine Emil Tischbein, selbstbewusst umgesetzt von Max Altmann, soll also alleine zu seiner Großmutter nach Berlin fahren. Auf der Fahrt, während er schläft, wird er allerdings vom gemeinen Herrn Grundeis (Luca Kofler) seiner 140 Mark beraubt, und als er in Berlin ankommt, verfolgt er den Dieb. Dabei trifft er auf Gustav mit der Hupe, verschmitzt gespielt von Anton Knittel, der so schnell er kann seine Jungs zusammentrommelt, und gemeinsam observieren sie den Dieb. Dabei geht es durch ganz Berlin und hier findet der Schillersaal seine Rolle. Die Jungen (Tobias Bächle, Linus Adam, Julius Spitzmüller, Harun Karakurt, Vincent Koch, Bastian Greuter, Benjamin Zaspel, Cedric Schwencke) unterstützen Emil bei der Verfolgung – unter welcher Parole? »Parole Emil« natürlich! Dass Oma (Julika Gareis) und Pony Hütchen (Sophia Nimsgarn als Emils aufgeweckte Cousine) dabei erst einmal auf der Strecke bleiben, fällt den Jungen erst nach einer Weile auf.
Mehrere Male noch wird der ganze Saal bei dieser schwierigen Mission mit einbezogen, seinen Höhepunkt erhält das Stück aber erst, als das Publikum mitmachen soll. Zum Stellen des Täters braucht es schließlich mehr als »nur« zehn Jungen und ein Mädchen. Alle Kinder aus dem Publikum sind also aufgefordert, Herrn Grundeis zu folgen. Da diese Aufgabe ernst genommen wird, kann der Täter dann glücklicherweise gestellt und von der Polizei (Benjamin Zaspel, Harun Karakurt) abgeführt werden. Als schließlich noch heraus¬kommt, dass Grundeis ein gesuchter Bankräuber ist, triumphieren die Jungen natürlich und kommen sogar in die Zeitung.
Diese Zeitung fällt dann auch Erich Kästner in die Hände, als er mal wieder im Restaurant essen geht, und zum Glück beschließt er, über diesen Fall zu schreiben, denn ansonsten hätte wohl niemand am Donnerstagabend so viel Spaß gehabt.

Judith Reinbold