Peer Gynt-Abend im Schillersaal
Der Badische Sommer, der unbestritten seine Qualitäten hat, macht es einem in diesen Tagen nicht leicht. Die drückende Hitze hält sich bleiern im Rheintal und lässt so manchen von kühleren Gefilden träumen. Jotunheimen im derzeit deutlich frischeren Norwegen könnte solch ein Sehnsuchtsort sein. Mit einem großen Peer Gynt-Abend begab sich das große Sinfonieorchester des Schiller-Gymnasiums auf eine musikalische Reise dorthin, die von einem Sprecherensemble erzählerisch begleitet wurde.Peer Gynt 1

 

Henrik Ipsen Nationalepos, das von Edvard Grieg in der gleichnamigen Orchestersuite gefällig interpretiert wurde, erzählt die Geschichte des jungen Peer Gynt, der mit einer Traumwelt aus Trollen, Zauberern und Orientexotik der Trostlosigkeit des eigenen Daseins zu entfliehen versucht. Auf seiner Reise erlebt Peer, der so gerne ein Held sein möchte, zahlreiche Abenteuer und Liebeswirren; sie führen ihn vom gebirgigen Norwegen der Sagenwesen bis in das orientalische Marroko, bevor er schließlich durch die aufopferungsvolle, geliebte Solvejg von dem Fluch seiner eigenen Dämonen erlöst wird.
Vor dem Hintergrund der berühmten Orchestersuite gab Winfried Eder einen akustisch außerordentlich präsenten und eindrucksvollen Erzähler, der die übrigen Sprecher durch die Geschichte lotste: Gernot Schmidt (Trollkönig) und Christine Schmitt (Åse , Peers Mutter) brachten die Abgründigkeit der bizarren Sagenwesen eindrucksvoll zum Ausdruck, während Jonas Eckenfels als Peer Gynt und Anna Immerz als Solvejg (auch Anitra) den Hauptfiguren in überzeugender Manier Leben einhauchten. Die gut aufgelegten Interpreten verliehen den Figuren Glaubwürdigkeit und Tiefensinn und förderten ganz nebenbei den Pathos und die Vielschichtigkeit des Ipsen-Stoffes zutage.
Der elanvoll auftretenden Dirigentin Daniela von Zastrow gelang es unterdessen ihr perfekt eingestimmtes Orchester förmlich mitzureißen. Die jungen Sinfoniker vermochten stets die Balance zu wahren zwischen den schwindelerregenden Stakkatos der ersten Suite „Aus der Halle des Bergkönigs“ und dem feinsinnigen Ausdruck von„Solvejgs Lied“ der zweiten Suite. Streicher, Bläser (exakt vorbereitet von Jens Weber) und Rhythmusgruppe interagierten auf hohem Niveau.
Unter dem Eindruck der weltberühmten Melodien Griegs und den sprachgewaltigen Texten Ipsens sah man sich ins kühle Norwegen versetzt und konnte die gehobenen Temperaturen im gut gefüllten Schillersaal trefflich aushalten. So gab es großen Beifall sowie ein Extralob von dem Schulleiter Manfred Keller, der die Gelegenheit nutzte, den Lotsen des Abends und Kunstlehrer Winfried Eder in den Ruhestand zu verabschieden.