Alljährlich wird der herkömmliche Schulbetrieb um einen Pädagogischen Tag ergänzt, in dem sich sämtliche Lehrerinnen und Lehrer sowie interessierte Schülerinnen, Schüler und Eltern zusammenfinden, um ein wichtiges pädagogisches Thema der Zeit in informierender und erarbeitender Weise zu erschließen. 

Die Schulgemeinde nahm sich dieses Jahr der „ digitalisierten Schule“ an, ein Thema, das, wie kaum ein anderes und oft auch in plakativer Form, mit der Zukunft der Bildung von morgen verknüpft wird. 

Podiumsdiskussion mit „Pro- und Contra-Anwälten“ und Moderator(in).

Den zahlreichen Anhängern der Idee einer digitalisierten Schule stehen die vielen Skeptiker gegenüber, die auf mögliche Gefahren verweisen. 

Um dem kontroversen kontroversen Charakter Rechnung zu tragen wurden zwei Referenten eingeladen, die in ihren Vorträgen jeweils die Chancen und Risiken einer digitalen Schule beleuchteten. 

Der MINT-Lehrer Mauricio Florêncio Bonnet vom „Karlsruher Seminar für Ausbildung“ und Fortbildung hob in seinem Vortrag die Chancen des Einsatzes digitaler Medien hervor.

Für ihn sind digitale Medien eine Frage des Nutzens, der sich für die Lehrkäfte vor allem in verbesserten Möglichkeiten der Unterrichtsplanung und der Verwaltung ergebe. 

Die Arbeit mit digitalen Medien sei auch eine Frage des Sich-Stellens mit den Fakten, denenzufolge die Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler im starken Maße durch die Nutzung digitaler Medien geprägt sei. Die Schule müsse, so Bonnet, Antworten darauf finden und „weitergehen“ bzw. nach vorne schauen. 

Basierend auf der Arbeit seines Instituts sieht Bonnet im „Karlsruher Modell“ eine Reihe guter Anknüpfungspunkte für die praktische Arbeit mit digitalen Medien im Unterricht. Die drei tragenden Säulen innerhalb dieses Konzeptes bestehen aus dem Unterricht mit Medien, dem Lernen durch Medien und der Bildung über Medien. 

Als profilierter Kritiker einer optimistischen Sicht auf den Umgang mit digitalen Medien in der Schule präsentierte sich Kunstpädagoge und Medienwissenschaftler Ralf Lankau, Professor für Mediengestaltung an der Hochschule Offenburg: so ergebe sich durch den Einsatz von Informationstechnologie im Unterricht kein nachweisbarer Nutzen. Im Gegenteil, so Lankau, verstärken digitale Medien die Tendenz zu „reinem Frontalunterricht“ und leisten einer Entwicklung Vorschub, in der „die Technik die Lerninhalte bestimmt“. 

Daneben zog Lankau zum Thema größere Linien. Basierend auf einer erschreckenden Zukunftsvision der späten 80er Jahre ( „In the age of the smart maschine“) malte Lankau das Schreckensgespenst einer Gesellschaft, die durchweg von Algorithmen geprägt ist und in der das Primat gilt : „Was automatisiert werden kann, wird auch automatisiert“. 

Im Anschluss an beide Vorträge ergab sich eine anregende Podiumsdiskussion. 

Eine Reihe von kritischen Zuhörern verwiesen in ihren Redebeiträgen auf Fragen des Datenschutzes, vor allem auf den Umgang mit den sogenannten digitalen Klassenbüchern. Erwartungsgemäß teilte Lankau in diesem Zusammenhang die Skepsis einer Reihe von Kollegen und empfahl ein höchstmögliches Maß an „Datensparsamkeit“. 

Auf der anderen Seite verwiesen Bonnet auf einzuhaltende Löschfristen und Schulleiter Manfred Keller auf die Tatsache, dass in diesen Klassenbüchern eher unproblematische Daten zur Verarbeitung gelangen. 

Im Angesicht der kontroversen Debatte um das Für und Wider des Umganges mit digitalen Medien im Unterricht gilt es für Schulleiter Keller „einen Mittelweg“ zu finden, der die Möglichkeiten wahrnimmt und die Risiken und Bedenken im Umgang mit digitalen Medien erstnimmt.

Nach der Mittagspause ging es zur Arbeit in den insgesamt zwölf Workshops, in denen das Thema in vertiefender und spezifischer Sichtweise angegangen wurde. Beim abschließenden „Gallery Walk“ zu den Workshop-Ergebnissen konnte sich jeder Teilnehmer des Pädagogischen Tags davon überzeugen, dass das organisatorische Grundkonzept mit einem gesunden Mix von Input und produktivem Output voll aufgegangen ist. 

(Christoph Keppler)