Am 22. Oktober 2021 kamen durch die Kälte des Herbstabends vier Schüler/innen mit ihren Instrumenten und eine Lehrerin, alle ganz in Schwarz gekleidet, zum Ritterhaus in Offenburg.
Dort eröffnete die Ausstellung „Gurs 1940“, die vom Haus der Wannsee-Konferenz konzipiert wurde. Sie befasst sich mit dem Schicksal von tausenden Menschen, die am 22. und 23. Oktober 1940 in das Lager Gurs in Frankreich deportiert wurden. Darüber hinaus widmet sich die Ausstellung dem Schicksal der Offenburger jüdischen Gemeinde. In Offenburg musste sich die jüdische Bevölkerung am 22. Oktober in der Turnhalle des Schiller-Gymnasiums einfinden und wurde mit der Bahn nach Gurs verschleppt.

In jedem Jahr sind Schüler/innen des Schiller-Gymnasiums an dem Gedenken an dieses Ereignis beteiligt. In diesem Jahr spielte das Schiller-Streichquartett bei der Ausstellungseröffnung im Foyer des Ritterhauses. Das Schiller-Quartett – Antonia Fünfgeld, Violine 1; Karlotta Lossau, Violine 2, Benjamin Fünfgeld, Viola; Lina-Sophie Heideker, Violoncello – hatte unter der Leitung von Johanna Schneider (Schiller-Gymnasium) zwei sehr unterschiedliche Werke erarbeitet.

Mit feinem Gespür für die stilistischen Nuancen und den Klangfarbenreichtum interpretierten die Schüler/innen das Thema und zwei Variationen aus dem Streichquartett „Thema und Variationen“ von Hans Krása aus dem Jahr 1935/36. Als gleichberechtigte Partner im musikalischen Gespräch glänzten die Musiker/innen durch präzises Zusammenspiel und ein ausgewogenes Klangbild. Auch der schnelle Wechsel des Charakters von einer Variation zur nächsten gelang mühelos. Hervorzuheben sind hier vor allem die Kantilenen in der zweiten Variation, die von Lina-Sophie Heideker und Antonia Fünfgeld farbenreich umgesetzt wurden und durch tiefe Emotion berührten.

Inhaltlich knüpft die Wahl dieses Werkes an die Ausstellung und den 22. Oktober an, da Hans Krása (1899 in Prag geboren) 1942 nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet

wurde. Bekannt ist Krása vielen durch die Kinderoper „Brundibár“. In Theresienstadt wurde seine Oper von inhaftierten Kindern und Musikern viele Male aufgeführt und gab den Beteiligten und dem Publikum Hoffnung und Kraft zum Überleben. Das Streichquartett „Thema und Variationen“, wenngleich früher geschrieben, wurde wahrscheinlich ebenfalls in Theresienstadt uraufgeführt.

Zum Abschluss erklang das Andante aus dem Streichquartett Nr. 2 in B-Dur des Komponisten Carl Ditters von Dittersdorf (1739-1799). Schlank und flexibel begleiteten Karlotta Lossau, Benjamin Fünfgeld und Lina-Sophie Heideker die erste Violine. Antonia Fünfgeld geleitete klangschön und voller Wärme die Zuhörer/innen mit dem langsamen Satz in den weiteren Abend. Das Publikum dankte durch lang anhaltenden Applaus.

Die Ausstellung ist noch bis zum 30.1.2022 im Ritterhaus zu sehen.

Johanna Schneider

v.l.: Antonia Fünfgeld ( Vl.1), Karlotta Lossau (Vl.2), Benjamin Fünfgeld (Vla.), Lina-Sophie Heideker (Vcl.), Johanna Schneider (Einstudierung)