Filmt in hoher Auflösung das Platzen des Wetterballons, um das Verhalten der Fallschirme zu beobachten. Das Ganze leichter als 250g!

Diesen Auftrag hat die Schiller-in-Space-AG von der wehrtechnischen Dienststelle 91 erhalten, um das Verhalten der Fallgeschwindigkeiten von Wettersonden zu untersuchen.

Diese Herausforderung konnten wir natürlich nicht unbeantwortet lassen und haben uns im Vorfeld der diesjährigen Meppen-Exkursion mit verschiedenen Lösungen beschäftigt.

Vorbereitung der Ultraleichtmission am frühen Morgen

Letztendlich konnten wir mit einer GoPro5-Hero Black Edition in einer modifizierten Lederfettdose zur Bildgebung und der neuen Graw PS15-Radiosonde zur Positionsbestimmung, die Gewichtsanforderungen mit 230g knapp unterbieten.

Mit diesem Gespann und mit einer ebenfalls neu entwickelten Halterung für unsere 360°-Kamera, die uns die Firma HiWin zur Verfügung gestellt hat hatten wir nun schon zwei Missionen, die zusätzlich durch eine Messbox für verschiedene Gase vervollständigt wurde.

Mittwoch, 18.07.2018

Startort ist, wie bereits gewohnt, die Wehrtechnische Dienststelle 91 in Meppen. Auf dem Weg dorthin war noch ein kleiner Schlenker über Köln nötig, um 20 120Ah Lithium-Akkus zu bergen, die dort für unser Schiller unter Strom-Projekt bereitlagen.

Nach also 6 Stunden Fahrt ist das Team in Meppen angekommen. Da die Verfolgung und Bergung entscheidend für den Erfolg der Missionen ist, lag nun das Hauptaugenmerk auf das Testen des Equipments zum Sondenjagen und bergen.

Neben dem Echtzeit-Dekodieren der Positionsdaten der mitgeflogenen Radiosonden, standen, um bei Landungen in unübersichtlichem Gelände wie Maisfeldern (dazu später) gewappnet zu sein, Testflüge mit unseren zwei Suchdrohnen auf dem Programm.

Die Suchdrohne wird vorbereitet

Getroffen haben wir uns für dieses Unternehmen wieder mit den beiden Sondensuchern Jens und Henning aka „Der Funkmann“, ohne dessen Hilfe wir wohl mehr als einmal aufgeschmissen wären. Die weiteste Anreise hatten diesmal nicht wir, Henning ist direkt von einer Dienstreise aus Chicago eingeflogen. Die Wiedersehensfreude war nach 2 Jahren entsprechend groß.

Am Ende der Testflüge ist Jens, bei bereits einbrechender Dunkelheit, eine Krähe aufgefallen, der es auch bei nächster Annäherung nicht gelingen wollte, wegzufliegen. Das Tier konnte so hilflos nicht zurückgelassen werden und wurde kurzerhand von Amateurfunkerhand sanft geborgen. Und nun?

Flugunfähige Krähe geborgen

Ein tierärztliche Versorgung nach 22:00 Uhr im ländlichen Niedersachsen? Ja, das gibt es und so waren wir mit Krähe in abgedecktem Karton unterwegs zur Tierarztpraxis Ricarda Schröder. Im Angesicht der traurigen Möglichkeit, dass das Tier bei Flügelbruch eingeschläfert werden müsste, wurde das flugunfähige Tier noch im Auto auf den Namen Mittwoch getauft, damit es im schlimmsten Fall nicht namenlos sterben muss.

So viele Männer und eine Krähe? (Ricarda Schröder)

Menschen zu erleben, die für Ihren Beruf brennen, sind stets besondere Momente, dieser war so einer.
Die tierärztliche Diagnose: Es handelt sich um ein Jungtier, welches zwar gesund ist, aber noch nicht fliegen kann und ausgesetzt die Nacht in Freiheit evt. nicht überlebt.

Ab hier hat sich Jens zur Betreuung des Tieres, bis zur Übergabe an die Wildtierstation Sachsenhagen, bereit erklärt. Schnell wurde der Karton noch mit einer Sitzstange ausgerüstet und zusammen mit Mittwoch wieder mitgenommen. Zurück in der Ferienwohnung ging es für Mensch und Tier nun darum, vor dem nächsten Morgen noch ein paar Stunden Schlaf zu erwischen.

Jetzt weiß ich alles über Krähen. (übernächtiger Funkamateur und Sondenjäger Jens Söchtig nach einer Nacht Recherche).

Donnerstag, 19.07.2018

Um 06:30 sind wir Richtung Startplatz aufgebrochen und um 08:15 konnte unsere Mission aufsteigen. Die zur Zeit ruhige Wetterlage ließ unsere Kamera bei einer Gipfelhöhe von immerhin 32km, in nur ca. 20km vom Startplatz entfernt landen. In einem Maisfeld. Allerdings konnten die Pflanzen nach einer Funkpeilung und Kameradrohneaufstieg die Nutzlast nicht lange vor uns Verbergen und bereits kurz vor 11 hatten wir die Filmdaten vom Kameraspeicher geborgen.

Nach kurzer Sichtung war klar: Die Mission ist wie geplant gelaufen und ein voller Erfolg gewesen!

Ein kurzer Blick auf die Landeprognose

…gefolgt von einem Blick in die richtige Richtung…

…und flugunterstützter Übersichtsgewinnung…

 

Voila! Sondensuchen leicht gemacht.

Ab 12:00 konnten also bereits die Missionen des Folgetages vorbereitet werden. Falls jemand vor der Aufgabe stehen sollte, in Meppen kurzfristig eine Schottky-Diode zu besorgen: Es ist schwierig.
Für den kommenden Tag waren gleich zwei Flüge geplant: Einmal der Aufstieg unserer 360°-Kamera, zum zweiten unsere bereits mehrfach geflogene Messbox mit einem von der Firma Dräger gespendeten Gasmessgerät aus eigenem Hause.

…wieder bereit für den nächsten Einsatz!

Freitag, 20.07.2018

Durch den Doppelstart war es nun nötig, erheblich früher am Startplatz zu sein, so war Aufstehen um 04:30 angesagt damit die 360°-Kamera um 05:45 abheben konnte. Da wir diese Kamera noch nicht geflogen haben, waren wir nun doch etwas nervös, wie lange das Gerät, welches laut Anleitung bis hinunter zu 0°C betrieben werden durfte, den Temperaturen bis -40°C gewachsen war. Auch die angeschlossene Powerbank ist für derartige Bedingungen bisher ungetestet.

Hennigs eigenentwickelte Prediction-Software, konnte der erwartete Landeort der Sonde recht zügig in der Nähe eines größeren Windparks vorausgesagt werden, wo sich der größte Teil des Teams positionierte. Mit Erfolg bereits 1000m über Grund hatten wir Sichtkontakt, und konnten den Fall der Sonde in ein nahegelegendes Maisfeld live miterleben. Auch hier ließen wir die Suchdrohne aufsteigen, während Jens und Henning uns die Richtung mit Peilantenne anwiesen.

Die Königsdisziplin des Sondenjagens: Die Sichtlandung.

Nutzlast im Maisfeld geortet

…und kurz danach geborgen

 

Resultat, die Kamera hat die Temperaturen klaglos überstanden, die SD-Karte ist randvoll mit Filmaterial.

Während der Bergung der 360°-Kamera ließ indes der andere Teil unseres Teams die Messbox starten, dessen Verfolgung nach kurzem Frühstück im nahegelegenen Ort Börger, aufgenommen werden konnte.

Schnell standen wir an der mit seinen 350-Meter hohen Sende- und Empfangsantennen imposanten Marinefunkstelle Rhauderfehn, die der guten Erdung wegen im Westermoor erbaut ist. Militärisches Sperrgebiet und Moore sind nicht die besten Landeorte, so waren wir einigermaßen erleichtert, dass die Sonde im nahegelegenden und aufgrund der Wetterlage sehr trockenen Torfabbaugebiet niederging. Auch die letzte Mission konnte so problemlos geborgen werden.

auch hier eine kurze Inspektion der Landestelle aus der Luft

Gefunden!

Der staubige Boden war am besten ohne Schuhe zu genießen.

Wie ging es der Krähe Mittwoch? Diese hat geduldig in Meppen auf uns gewartet, um angebotenes Futter konsequent abzulehnen, und dem Fütternden gleichmäßig auf auf Ober- und Unterkörper zu returnieren.
Nach verschiedenen Dareichungsmethoden stellte sich mit folgender Technik Erfolg ein: Futter vor die Krähe legen und schnell entfernen. Siehe da, Krähe frisst und trinkt und konnte sich den weiteren Fluglernprozess und den kommenden Besuch in der Wildtierauffangstation stärken.

Essen und Trinken ja, Fliegen noch nicht.

 

Der zweite Tag konnte mit einem Schnitzelessen im Gasthaus Am Waldstadion zu Ende gehen.

Samstag, 21.07.2018

Nach zwei sehr kurzen Nächten wurde der geplante Rückreisestart um 10:00 doch deutlich verfehlt. Zudem fiel der Abschied von Henning, Jens und Mittwoch (Mittwoch fuhr mit Jens zurück) schwer.
Tröstend dabei: Der nächste Termin des Zusammentreffens ist bereits gesetzt, die Zusammenarbeit hat zu einigen neuen Ideen geführt, zu deren Umsetzung das Teams allein schon aus Gründen der wissenschaftlicher Verpflichtung unabdingbar ist.

Gegen 18:30 sind wir wieder am Makerspace des Schiller-Gymnasiums, in Vorfreude eines ruhigen Sonntags und der kommenden Aufgaben, eingetroffen.

Ein dickes Dankeschön an Helmut Schulte und die Aerologische Wetterstation der WTD91, die Firma Hiwin und die Firma Dräger für die Unterstützung!

Und ein ebenso dickes an unsere beiden Funkamateure Jens und Henning!

Frühmorgendliche Vorbereitungen

 

Liftoff in 30min

 

SiS-Team 2018